Leserbrief: Hindenburg in der Schule

Leserbrief
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Sehr geehrte Damen und Herren,

in Ihrem Bericht zur Regionalkonferenz der SPD-Landtagsfraktion in Bad Oldesloe zitieren Sie mich hinsichtlich der Möglichkeiten, die Biografie Hindenburgs im Unterricht zu behandeln, mit den Worten: „Mit Blick auf den Lehrplan ist das nicht immer so einfach, wie man sich das wünscht“.

Weil die Debatte um die Hindenburgstraße in Bad Oldesloe ja noch eine Weile weitergehen wird, erlaube ich mir eine etwas ausführlichere Darstellung meiner Position:

In der Sekundarstufe I ist eine Beschäftigung mit dem Nationalsozialsozialismus in Klasse 9 vorgesehen. Dabei sieht der Lehrplan auch das Thema „Von der Demokratie zur Diktatur“ vor.

In der Oberstufe erfolgt eine Thematisierung der Weimarer Republik als „Demokratie des Umbruchs“ und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Dabei soll auch die Anfälligkeit des politischen Systems betrachtet werden.

Ich habe in Bad Oldesloe gesagt, dass es im Rahmen dieser Einheiten möglich ist, sich intensiv mit der Biografie Paul von Hindenburgs auseinander zu setzen. Es sind aber ebenso gute Unterrichtseinheiten denkbar, in denen andere Schwerpunkte gesetzt werden. Eine Pflicht zur Auseinandersetzung mit dieser Biografie gibt es jedenfalls nicht.

Wenn ich dieser Tage Geschichtslehrer in Bad Oldesloe wäre, würde ich mir die Möglichkeit wohl nicht entgehen lassen, angesichts des großen öffentlichen Interesses mit meinen Schülerinnen und Schülern zu diskutieren, ob und warum im Jahre 2015 Straßen nach Paul von Hindenburg benannt sein müssen. Einerseits war er das erste von der deutschen Bevölkerung direkt gewählte Staatsoberhaupt, anderseits ein Wegbereiter der nationalsozialistischen Machterschleichung.

Möchte Bad Oldesloe mit diesem Namen identifiziert werden? Möchte Bad Oldesloe diesen Mann heute noch ehren? Der Umbenennung des Hindenburgufers in Kiel ging eine ebenso engagierte wie größtenteils sachliche Debatte voraus. Beides wünsche ich Bad Oldesloe auch.

Viele Grüße aus Reinbek
Martin Habersaat

Zum Bericht „Wohlwollen an der SPD-Basis“ vom 3.3.2015

http://www.shz.de/lokales/stormarner-tageblatt/wohlwollen-an-der-spd-basis-id9117936.html