111 Jahre SPD Wentorf

111 Jahre SPD Wentorf
111 Jahre SPD Wentorf

Es müssen nicht immer runde Geburtstage sein – dachten sich die Genossinnen und Genossen der SPD Wentorf und luden zur 111-Jahr-Feier der SPD Wentorf in die „Alte Schule“ ein. Der Ortsvereinsvorsitzende Wolfgang Warmer und sein Team hatten ein buntes Programm zusammengestellt. So gab es einen Sektempfang mit Gelegenheit für Erinnerungen und Gespräche, eine Ausstellung zur Parteigeschichte und ein reichhaltiges Buffet ebenso wie Beiträge der Bundestagsabgeordneten Dr. Nina Scheer, des Landtagsabgeordneten Martin Habersaat und einen Rückblick von Wolfgang Blandow auf die bewegte Geschichte der Sozialdemokratie in Wentorf. Einen ungewöhnlichen Bezugspunkt für seinen Beitrag hatte sich Martin Habersaat ausgesucht – nämlich den 111. Geburtstag von Bilbo Beutlin in „Der Herr der Ringe“:

 

„Meine lieben Beutlins und Boffins,…Und meine lieben Tuks und Brandybocks, Grubers und Pausbackens, Lochners und Hornbläsers und Bolgers, Straffgürtels, Gutleibs, Dachsbaus und Stolzfußens…“

Ihr wisst ja, dass ich als gelernter Deutschlehrer einen Hang zur Literatur habe, und so wie ich gerade fängt in „Der Herr der Ringe“ Bilbo Beutlin seine Rede an. Die Gemeinsamkeit zum heutigen Abend ist der Anlass. Gefeiert wird dort ein 111. – oder einundelfzigter- Geburtstag. In Wentorf müsste ich das etwas abwandeln, und begrüße meine lieben Warmers und Hollwegs, Scheers und Heins, Rothländers, Hampels, Cassaus und alle anderen!

„Ich will euch nicht lange aufhalten!“

So heißt es bei Bilbo Beutlin weiter. Und damit kommt man bei Grußworten aller Art immer gut an.

„Einhundertelfzig Jahre sind eine viel zu kurze Zeit, um unter so vortrefflichen und bewundernswerten Hobbits zu leben.“

Einhundertelf Jahre sind in der Politik eine lange Zeit. Keine Partei in Wentorf ist älter. Die SPD insgesamt schon noch ein bisschen. Und es gibt vieles, auf das diese Partei stolz sein kann:

  • Große Erfolge in den Bereichen Aufklärung, Bildung und Emanzipation
  • Die Einführung des Frauenwahlrechts
  • Das „Nein“ zum Ermächtigungsgesetz und ein Verhalten, das es nicht notwendig machte, sich nach dem Krieg einen neuen Namen zu suchen
  • Die Friedens- und Ostpolitik Willy Brandts und anderer; Egon Bahr als Abgeordneter des Bundestagswahlkreises 1, Flensburg, sei erwähnt
  • Das Verhalten der SPD nach 1989, als sie, im Gegensatz zu CDU und FDP, auf Vermögen und Mitglieder der SED und ihrer Blockparteien verzichtete.

Das waren nur fünf Punkte, zu lang sollte es ja nicht werden.

Aber 111 Jahre sind eben auch eine zu kurze Zeit.

„Ich kenne die Hälfte von euch nicht halb so gut, wie ich es gern möchte, und ich mag weniger als die Hälfte von euch auch nur halb so gern, wie ihr es verdient.“

Solche versteckten Frechheiten wie die von Bilbo liegen mir fern.

Ich erlaube mir an dieser Stelle den kritischen Hinweis: Es ist und war immer auch die Spezialität der SPD, sich nicht zu sehr auf die Erfolge zu konzentrieren, sondern auf die vor uns liegenden Herausforderungen – das macht unsere Arbeit nicht im Alltag nicht immer leichter. Aber wir haben auch noch eine Menge zu tun:

  • Noch immer hängt es in Deutschland vor allem vom Geldbeutel der Eltern ab, welchen Schulabschluss ein Kind erreicht. Um das zu ändern, wollen wir beispielsweise mehr Oberstufen an Gemeinschaftsschulen. Ich wollte das heute nicht umfangreich thematisieren, aber zumindest ansprechen: Ich hätte mir gewünscht, unsere beiden Gemeinschaftsschulen in Reinbek und Wentorf hätten einen gemeinsamen Weg gefunden. Ich stehe allen, die das wünschen, mit Rat und Tat zur Verfügung. (Die Situation wäre übrigens eine völlig andere, wenn man bei Einrichtung der Regionalschule auf die SPD Wentorf gehört hätte.)
  • Auf dem Weg zur Gleichberechtigung von Mann und Frau haben wir noch manchen Schritt zu gehen, wie jüngst die Debatte um die Quote gezeigt hat. Die SPD Wentorf ist da in Fraktion und Vorstand übrigens vorbildlich aufgestellt.
  • Die Entscheidung der SPD, im Osten Deutschlands bei Null anzufangen, führte uns in Sachsen, dem Stammland der Sozialdemokratie, bei der Landtagswahl 2014 zu 12,4 Prozent. Zusammen mit den Ergebnissen im Süden der Republik hat das zur Folge, dass wir auf Bundesebene von der Gleichberechtigung mit der CDU ein Stück entfernt sind. Zum Glück sieht das in Schleswig-Holstein ganz anders aus, das konnten wir in der Alten Schule in Wentorf vor kurzem ja gemeinsam mit meinem Kollegen Olaf Schulze anlässlich der Halbzeitbilanz der SPD-Landtagsfraktion diskutieren.

Zum Ende hin gibt es nun keine Parallelen mehr zu den Ausführungen von Bilbo Beutlin. Der hört mit seiner Rede nämlich so auf:

„Ich bedaure kundtun zu müssen, dass dies – auch wenn ich gesagt habe, einundelfzig Jahre in eurer Mitte seien eine viel zu kurze Zeit – das Ende ist. Ich gehe nun, Ich verlasse euch jetzt. Lebt wohl!“

Das würde ich gerne ganz anders halten.

Seit 2012 gehört Wentorf nun zum Landtagswahlkreis 31. Wir haben gemeinsam also gerade erst angefangen. Deshalb möchte ich vielleicht nicht 111, aber doch noch viele Jahre lang gemeinsam mit euch die Probleme der Welt, des Landes und Wentorfs im sozialdemokratischen Sinne angehen.

Alles Gute und auf die Zukunft!

 
Foto: Wolfgang Blandow, Wolfgang Warmer, Martin Habersaat, Andrea Hollweg (Fraktionsvorsitzende SPD Wentorf), Dr. Nina Scheer