„Bei der Transparenz in der Erfassung und Darstellung des Unterrichtsausfalls ist Schleswig-Holstein jetzt bundesweit spitze. Nun wollen wir auch beim Unterrichtsausfall selbst raus aus dem Mittelfeld.“ Das war das Fazit von Martin Habersaat, dem bildungspolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und Abgeordneten aus Reinbek, bei der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses im Kieler Landeshaus. Ein weiteres wichtiges Vorhaben dieser Legislaturperiode sei abgearbeitet. Zuvor hatte Bildungsministerin Britta Ernst das neue „Portal zur Unterrichtserfassung Schleswig-Holstein“ (PUSH) und erste daraus gewonnene Erkenntnisse vorgestellt. Zwei Prozent des Stundenplans in Schleswig-Holstein fallen ersatzlos aus. Ministerin Ernst sagte: „Wir wollen besser werden.“
PUSH hat im Oktober das alte System abgelöst, das die Zahl der ausgefallenen Stunden nur zählte, nicht aber die Gründe und den Ersatz für ausfallende Stunden erfasste. Im Zeitraum von Oktober 2014 bis Juli 2015 sind nach diesen ersten PUSH-Ergebnissen rund zwei Prozent der Unterrichtsstunden aller Schularten ersatzlos ausgefallen. Rund sechs Prozent sind nicht planmäßig, sondern innerhalb von Vertretungskonzepten unterrichtet worden. Bildungsministerin Ernst: „92 Prozent aller in den Stundenplänen unserer Schulen vorgesehenen Unterrichtsstunden sind wie geplant erteilt worden. Wir wollen, dass dieser Wert besser wird.“ Deshalb müsse man auch wissen, warum Stunden ausfallen und wie gut gegebenenfalls das Ersatzangebot sei. Jede ausgefallene Unterrichtsstunde, die nicht ersetzt wird, sei eine zu viel.
Die Ministerin betonte, es gebe allerdings große regionale Unterschiede und an einzelnen Schulen teils erhebliche Abweichungen von diesen landesweiten Werten. Dennoch wüssten jede Schulpraktikerin und jeder Schulpraktiker, dass ein „Unterrichtsausfall 0“ mit noch so guten Vertretungskonzepten unerreichbar bleibe: „Wenn an einem Montagmorgen plötzlich in einem sechsköpfigen Team drei Lehrkräfte wegen einer Grippe fehlen, wird es immer schwierig sein.“
Die PUSH-Ergebnisse zeigen, dass Krankheit der Lehrkräfte mit 60 Prozent der Fälle der Hauptgrund für nicht planmäßig erteilten Unterricht und ersatzlosen Unterrichtsausfall ist. Mit 31 Prozent folgten die Bindung von Lehrkräften durch Prüfungen, Projekttage, Lernen am anderen Ort (beispielsweise Berlin-Fahrt oder ähnliches) und die Wahrnehmung weiterer Aufgaben. Fort- und Weiterbildungen (5 Prozent) und Sonderurlaube (4 Prozent) sind weitere Gründe. Die nicht planmäßig nach Stundenplan erteilten, aber ersetzten Unterrichtsstunden werden zu 34 Prozent von Lehrkräften aus deren Stundensoll erteilt, zu 10 Prozent durch zusätzliche Arbeit von Lehrkräften und zu sechs Prozent von Lehrkräften, die aus dem Vertretungsfonds honoriert werden. Zusammenlegungen von Lerngruppen (18 Prozent), die Aufhebung von Doppelbesetzungen in den Lerngruppen, der befristete Verzicht auf Förder- und Wahlunterricht (14 Prozent) sowie eigenverantwortliches Arbeiten sind weitergehende Maßnahmen der Schul-Vertretungspläne.
Bildungsministerin Ernst hob hervor, sie sehe vor allem vier wichtige Handlungsfelder zur Veränderung der Situation: Die Verbesserung der Unterrichtsversorgung, eine stetige Anpassung und Verbesserung der organisatorischen Maßnahmen gegen Unterrichtsausfall durch Schulen, verlässliche externe Vertretungen und ein starkes Engagement beim Thema Lehrergesundheit. Martin Habersaat: „Auf diesen Feldern haben wir auch schon einiges geschafft, beispielsweise die 728 neuen Lehrkräftestellen bis 2017, die die Landesregierung zum großen Teil schon ins System gegeben hat und die 240 neuen Lehrkräftestellen zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung trotz großer Herausforderung durch die steigenden Flüchtlingszahlen.“