Liebe Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner,
ein bewegendes Jahr liegt hinter uns. Gemeinsam haben wir eine der größten Herausforderungen in der Geschichte unseres Bundeslandes gemeistert. Aus dem Motto von Bundeskanzlerin Angela Merkel „wir schaffen das“ haben wir in Schleswig-Holstein „wir machen das“ werden lassen. 2015 haben so viele Menschen in Schleswig-Holstein Zuflucht gesucht, wie seit den Nachkriegsjahren nicht mehr. Familien, Erwachsene und Kinder – insgesamt rund 50.000 Menschen – sind zu uns gekommen. Sie haben alles hinter sich gelassen, was sie in ihrem bisherigen Leben aufgebaut und geliebt haben, und suchen bei uns Zuflucht vor den Schrecken des Krieges und dem Elend.
Wir können sehr stolz darauf sein, mit wie viel Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft sie in unserem Land empfangen worden sind. Unzählige Menschen haben sie durch ehrenamtliche Arbeit, durch einen besonderen Einsatz im Job oder durch Spenden unterstützt. Der Einsatz für Menschen in Not ist von unschätzbarem Wert. Dafür möchte ich Ihnen sehr herzlich danken.
In den vergangenen Wochen des Jahres ist der Zustrom der Flüchtlinge deutlich zurückgegangen. 2016 werden aber wieder Kinder und Erwachsene zu uns kommen, weil sie hier in Frieden leben wollen. Lassen sie uns diese Menschen mit ebenso offenen Armen und helfenden Händen empfangen. Im kommenden Jahr wird es vor allem auch darum gehen, diese Menschen in unserer Mitte aufzunehmen. Sie werden von den Erstaufnahmeeinrichtungen in die Städte und Gemeinden ziehen. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, dafür zu sorgen, dass diese Menschen sich bei uns einleben können. Dass sie die Chance bekommen, unsere Sprache zu lernen, sich in unserem Land zurechtzufinden und durch Arbeit einen Beitrag zu unserem Gemeinwohl zu leisten. Dann werden sie mit uns an der Zukunft unseres Landes, unserer Stadt, unserer Gemeinde bauen.
Leider werden wir auch im kommenden Jahr erleben, dass manche daraus politisches Kapital schlagen wollen, dass Ängste geschürt und Zwietracht gesät werden. Diese Herausforderung können wir ebenfalls nur gemeinsam meistern. Lassen Sie fremdenfeindliche Bemerkungen im Alltag nicht unwidersprochen. Diejenigen, die jetzt zu uns kommen, suchen ein Leben in Frieden und Freiheit. Sie suchen nicht den Streit oder Kampf mit uns. Ich habe den Eindruck, diese Menschen sind des Kämpfens müde.
Wir können stolz darauf sein, dass Deutschland ein so reiches Land ist, dass wir ihnen auf dem Weg in ein neues Leben helfen können. So wie die Menschen vor uns nach 1945 den Flüchtlingen geholfen haben, und so wie zuvor in anderen Ländern Deutschen geholfen wurde, die vor den Nazis flohen. Und es ist keine Frage, dass wir dies natürlich tun, ohne dafür anderen Menschen in unserem Land etwas zu nehmen. Darum muss sich niemand sorgen, und deshalb muss sich gewiss niemand von den Flüchtlingen abwenden.
Liebe Schleswig-Holsteinerin, lieber Schleswig-Holsteiner, kommen Sie gut ins neue Jahr. Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben ein glückliches, gesundes und erfolgreiches Jahr 2016.
Ihr
Torsten Albig
Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein