Wie geht es in Bund und Land weiter mit der Exzellenzinitiative?
Etwa 80 Gäste folgten der Einladung der Präsidenten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), Professor Lutz Kipp, und der Universität zu Lübeck (UzL), Professor Hendrik Lehnert, zum Parlamentarischen Abend „Präzisionsmedizin in Schleswig-Holstein“ im Atlantic Hotel Kiel. Bei einer hochrangig besetzten Podiumsdiskussion sprachen verschiedene Akteure, darunter Abgeordnete des schleswig-holsteinischen Landtags und des Bundestages, über ihre Erwartungen an die dritte Phase der Exzellenzinitiative. Professor Christoph Kratky als Vertreter der „Imboden-Kommission“, der ehemalige Berliner Wissenschaftssenator Professor Jürgen Zöllner, der Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH),Jens Scholz, und andere komplettierten die Gesprächsrunde.
Wissenschaftsministerin Kristin Alheit betonte zum Auftakt der Veranstaltung, wie wichtig finanzstarke Programme wie die Exzellenzinitiative für den Wissenschaftsstandort Schleswig-Holstein sind: „Die Exzellenzinitiative hat eine Menge neue Dynamik in unser Hochschulsystem gebracht, einen Schub nach vorn. ‚Inflammation at Interfaces‘ ist eine herausragende Zusammenarbeit der Kieler und der Lübecker Universität, zusammen mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften (FZ Borstel) und Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön, sowie dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und der Muthesius Kunsthochschule. Eine Zusammenarbeit, die es so in dieser Breite und Tiefe vor der Exzellenzinitiative nicht gab – geballte universitäre und außeruniversitäre Spitzenforschung. Wir unterstützen die Universitäten nach Kräften, auf diesem Weg weiterzugehen.“ Martin Habersaat, wissenschaftspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, betonte in seinem Grußwort: „Die Exzellenzinitiative von Edelgard Bulmahn hat für relativ wenig Geld relativ viel positive Bewegung in die deutsche Forschungslandschaft gebracht, auch in Schleswig-Holstein. Das Land wird seine Hochschulen auch in der dritten Runde unterstützen.“ Habersaat unterstützte die Vorschläge Zöllners, jetzt zu einem dauerhaften Exzellenzpakt zu kommen und Förderung ganzer Hochschulen im Rahmen der Exzellenzinitiative am Vorhandensein mehrerer Exzellenzcluster festzumachen, auch um aufwendige Wettbewerbe zu vermeiden. Er stellte aber auch klar: „Nach dem Wegfall des Kooperationsverbots wünsche ich mir als Beitrag des Bundes in Zeiten steigender Bedeutung der Hochschulen für die Berufsausbildung deutlich mehr als nur die Fortsetzung der Exzellenzinitiative!“
In rund zwei Jahren endet die zweite Phase der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder für die Förderung der Spitzenforschung in Deutschland. Der schleswig-holsteinische Exzellenzcluster „Inflammation at Interfaces“ schafft derzeit die Strukturen für die dritte Förderperiode. In einer gemeinsamen Ausschreibung der CAU und der UzL werden dafür acht sogenannte „Schleswig-Holstein-Excellence-Chairs“ („SH-Chairs“) ausgeschrieben. Die „SH-Chairs“ sind spezielle Professuren, mit denen exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die schleswig-holsteinischen Standorte gebunden werden sollen. CAU-Präsident Professor Lutz Kipp bezeichnet die vorgestellten Planungen als wegweisend: „Zusammen mit unseren Partnern in Lübeck sind wir einer der bedeutendsten Standorte für die Lebenswissenschaften in Deutschland. Mit den ‚SH-Chairs‘ haben wir ein Programm geschaffen, welches als Vorbild für den Rest des Landes funktionieren kann. Die herausragenden Forscherinnen und Forscher sollen am Standort gehalten werden, diese brillanten Köpfe könnten sonst zu Spitzeninstituten an andere Standorte in Deutschland oder ins Ausland abwandern. Nur mit so attraktiven Programmen wie den ‚SH-Chairs‘ und der damit verbundenen Bekenntnis zur wissenschaftlichen Exzellenz können wir dauerhaft die lebenswissenschaftliche Spitzenforschung in Schleswig-Holstein sichern.“
Der Schulterschluss der beiden Universitätsstandorte Kiel und Lübeck sowie die disziplinübergreifende Ausschreibung des Exzellenzprogramms sei eine bewusste Entscheidung gewesen, betont auch Professor Hendrik Lehnert, Präsident der UzL: „Seit dem Jahr 2007 haben wir sehr gute Erfahrungen mit der standortübergreifenden Zusammenarbeit der Cluster-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler gemacht. Dieses extrem erfolgreiche Netzwerk, das weltweite Standards gesetzt hat, wollen wir nun weiter ausbauen und verstärken. Gerade im Hinblick auf eine mögliche dritte Förderperiode im Rahmen des Exzellenzinitiative ist diese Stärkung unerlässlich.“
Foto: Grußwort Martin Habersaat (sitzend Christoph Kratky, Jürgen Zöllner und Peter Frankenberg, ehemals Wissenschaftsminister Baden-Württemberg)