Besonders betroffen sind die Gemeinschaftsschulen:
Der Reinbeker SPD-Landtagsabgeordnete und Bildungspolitiker Martin Habersaat kritisiert den Umgang des Bildungsministeriums mit dem Mangel an Fachlehrern. Er erklärt dazu:
Den Fachkräftemangel spüren wir in Deutschland in vielen Bereichen, auch an den Schulen. Das ist nicht die Schuld der schwarz-grün-gelben Landesregierung, aber sie tut zu wenig dagegen. Noch vor einem Jahr hat die CDU im Wahlkampf eine „Unterrichtsgarantie“ versprochen, bei der nie wieder eine Stunde Unterricht ausfallen sollte. Von so einer Unterrichtsgarantie sind wir weit entfernt. Aber es ist schlimmer.
Von den erteilten Stunden werden viele nicht durch reguläre Lehrerinnen und Lehrer erbracht. Landesweit gibt es rund 22.000 Lehrerstellen an allen Schularten; davon sind 882 mit Lehrkräften besetzt, die keine vollständige pädagogische Ausbildung besitzen und auch nicht Referendare sind. Das trifft besonders die Grundschulen und die Gemeinschaftsschulen.
Regional am schlimmsten betroffen sind die kreisfreien Städte – mit Ausnahme Flensburgs- und die vier Hamburger Randkreise, auch Stormarn. Auf 17 Stellen unterrichten hier angehende Lehrkräfte, die ihre Ausbildung noch nicht abgeschlossen haben und sich auch nicht im Referendariat befinden. Und auf 58,5 Stellen unterrichten Kräfte ohne jede Lehramtsausbildung. Besonders betroffen sind in Stormarn die Gemeinschaftsschulen; an jeder Gemeinschaftsschule sind rechnerisch mehr als zwei Stellen durch Lehrkräfte ohne oder ohne abgeschlossene Lehramtsausbildung besetzt.
Das wird nicht besser, wenn das Bildungsministerium die Lücken stopft, indem 111 Referendarinnen und Referendare gegen Mehrarbeitsvergütung mehr als die 10 Wochenstunden unterrichten müssen, die im Rahmen ihrer Ausbildung eigentlich vorgesehen sind. Das nützt der Lehrerausbildung nicht, sondern erschwert sie. Wer heute die jungen Leute verheizt, wird später umso größere Schwierigkeiten haben.
Bildungsministerin Prien hat das Problem vor der Wahl sehr kritisch angesprochen und kehrt es heute unter den Teppich (z.B. im Streitgespräch mit der GEW-Vorsitzenden Astrid Henke; NDR-Gespräch „Zur Sache“, 18.2.2018). Und sie vergrößert das Problem: sie ordnet an Grundschulen und Gymnasien die Erteilung zusätzlicher Stunden an, anstatt die ordnungsgemäße Erteilung der bisher zu erteilenden Stunden sicherzustellen; sie kehrt zur Trennung von „Gymnasiallehrkräften“ und „Gemeinschaftsschullehrkräften“ zurück, und sie qualifiziert Grundschullehrkräfte als „Kuschelpädagogen“ ab. Eine Lösung könnte in einer besseren Besoldung der Grundschullehrkräfte liegen, um diesen Beruf attraktiver zu machen; die Regierung kündigt das zwar an, will es aber erst bis 2026 umsetzen.
Wer sich mit aller Vehemenz um die Verantwortung für unsere Schulen und die Qualität des Unterrichts für unsere Kinder und Jugendlichen beworben hat, muss sich dieser Verantwortung nach einem Jahr im Amt endlich stellen. An das Einhalten von CDU-Wahlsprechen glaubt nach A20-Fiasko und Windkraft-Debakel ohnehin niemand mehr.
Links zu den Kleinen Anfragen:
Drucksache 19/654: Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst
Drucksache 19/655: Fachkräftemangel an Schleswig-Holsteins Schulen