Glinder Diskussionstreff 60plus im Juli 2018:
Einmal im Monat trifft sich der Glinder Diskussionstreff 60plus – auch im Juli. Dass es eine heiße Debatte wurde, lag aber nicht nur an den Außentemperaturen, sondern auch am Thema: Organisatorin Marietta Exner hatte sich bei ihrem Gast Martin Habersaat einen Vortrag „rund um die Welt“ gewünscht. „Von überall auf der Welt hört man schlimme Nachrichten und fragt sich, wie es weitergeht“, so Exner. Wie es weitergeht, konnte auch der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion nicht sicher sagen, aber einige Entwicklungen näher beleuchten und mit den mehr als 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Runde diskutieren.
Habersaat begann seinen Vortrag mit einem Blick auf die USA. Die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten und dessen bisherige Amtszeit hätten gezeigt, dass es heute oftmals nicht mehr um Fakten gehe, sondern um Stimmungen. Trump widerspreche sich regelmäßig selbst, aber das scheine seine Unterstützer nicht zu stören, solange er diffuse Stimmungen gegen „die da oben“ bediene. Umso wichtiger wäre dieser Tage ein stabiles Europa, das sich seiner Werte sicher sei. „Großbritannien verabschiedet sich aber leider gerade aus Europa, und die Regierungen Ungarns, Polens, Italiens, Österreichs und nun auch Bayerns trennen sich von europäischen Werten“, so Habersaats Fazit. Zur Lage der deutschen Parteiensystems, dem Erstarken der AfD und der momentanen Schwäche der SPD, war es von da aus nicht mehr weit.
Man müsse, so der Abgeordnete, der auch Mitglied der Europa-Union Glinde ist, sich wieder stärker auf den Kern Europas besinnen: „Europa ist ein erfolgreiches Friedensprojekt. 73 Jahre ohne Krieg, ein gemeinsamer Wirtschaftsraum, offene Grenzen und eine gemeinsame Währung sind zivilisatorische Errungenschaften, die man erhalten und ausbauen muss.“ Welche Werte zeichnen Europa noch aus? Wären diese mit einem Stacheldraht um die Grenzen vereinbar? Können die Grenzen offen bleiben und gleichzeitig Recht und Sicherheit gewährleistet werden? Wie viel Geld müsste ein reiches Land wie Deutschland ausgeben, um Fluchtursachen zu bekämpfen? Warum wehrt sich die CDU gegen den im Koalitionsvertrag vereinbarten Stopp von Waffenexporten? Diese und weitere Fragen wurden lebhaft diskutiert, bis Marietta Exner schließlich um 17.00 Uhr die Runde beenden – oder eher: vertagen – musste. „Der Egoismus auf der Welt wird größer – umso wichtiger ist eine Politik, die für etwas Ausgleich sorgt“, befand sie.