Martin Habersaat im Gespräch mit der Deutschen Post:
Viele Rückmeldungen gab es zu einem Gespräch des Reinbeker Landtagsabgeordneten Martin Habersaat mit der Regionalen Politikbeauftragten der Deutschen Post, Anja Renziehausen. Beide hatten unter anderem über Häufigkeit und Regelmäßigkeit der Postzustellung gesprochen und erörtert, warum es montags oftmals keine Post gibt (zum Bericht). Ausgestattet mit Fragen und Kritik, die ihn erreichten, lud der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Anja Renziehausen nun zu einem Folgegespräch ins Waldhaus Reinbek ein. Er hatte das Material in sechs Themenbereiche gegliedert:
- Verhindert die Post private Konkurrenz?
„Nein!“, sagt Anja Renziehausen. Es gebe ja private Wettbewerber, deutlich werde das vor allem im Bereich der Paketzustellung mit unterschiedlichen Anbietern auf nationaler Ebene. Aber auch im Briefversand, besonders bei der Geschäftspost, gibt es private Konkurrenz, die sich bisher allerdings nur in einzelnen Regionen durchsetzen konnte. Ihr staatliches Monopol verlor die Post zum 01.01.2008. Als sogenannter Universaldienstleister muss das Unternehmen noch immer Briefe überallhin zustellen, aber auch andere Anbieter sind zugelassen. Martin Habersaat: „Von diesen Anbietern tragen viele nur einen Teil ihrer Briefe selbst aus, den Rest geben sie selbst an die Post weiter. Diese nutzt ihre gewachsenen Vorteile – vom Verteilnetz über die bekannte Marke bis hin zu den Haustürschlüsseln, um in Mehrfamilienhäusern an die Briefkästen zu kommen.“
- Spart die Post durch unregelmäßige Postzustellung am Kunden?
„Natürlich möchte sich die Post als zuverlässiger Dienstleister präsentieren“, sagt Anja Renziehausen. Geplant wird so, dass vollbezahlte Sendungen am nächsten Tag zugestellt werden, sechs Tage in der Woche. Vertretungen für Urlaub, Fortbildung und Krankheit sind eingeplant. Bei vielen Krankheitsfällen kann das zeitweise nicht reichen, bei wenigen Krankheitsfällen oder bei geringen Sendungsmengen wird die Gelegenheit zum Überstundenabbau genutzt. Zusteller arbeiten an fünf Tagen in der Woche, eine Vertretungskraft rolliert regelhaft, möglichst immer in den gleichen Bereichen. Als börsennotiertes Unternehmen sei man allerdings Kunden, Mitarbeitern und Aktionären gleichermaßen verpflichtet. Wichtig sei, das Verhältnis zu sehen: rund 94 Prozent aller Briefe kommen am nächsten Tag an, nur sechs Prozent nicht. „Damit kommt die Post ihren Pflichten als Universaldienstleister nach.“
- Ist Geschäftspost wichtiger als Privatpost?
Diesen Verdacht kann Anja Renziehausen ausräumen. Die Postzusteller behandeln auf ihrer Tour alle Kunden gleich. Wenn Geschäftskunden kein Postfach haben, liegen sie genauso auf der Zustelltour wie der benachbarte Privathaushalt. Zuweilen nutzen Kunden mit Postfach aber einen speziellen Bring- und Abholservice der Deutschen Post. Dann kann es sein, dass ein Postauto dort vorfährt und nebenan nicht.
- Wie kann es sein, dass Zeitschriften verspätet ankommen?
Vorrangig bearbeitet die Deutsche Post vollbezahlte Sendungen und Tageszeitungen. Bei entgeltbegünstigten Sendungen gelten andere Vorgaben, und die meisten Verlage versenden ihre Zeitschriften entgeltbegünstigt. Martin Habersaat: „Wer seine Lieblingszeitschrift immer erst drei Tage erhält, nachdem sie am Kiosk zu haben ist, sollte sich beim Verlag beschweren. Dieser müsste dann seine Absprachen mit der Post überprüfen.“
- Warum gibt es drei Tage keine Post und dann einen ganzen Stapel?
Die Regel sollte das nicht sein, betont Anja Renziehausen. Wenn es mal zu Verzögerungen komme, dann in der Regel aus drei Ursachen: Extreme Witterungsverhältnisse, erhöhter Krankenstand und Betriebsversammlungen. Für Urlaub und Fortbildungen werden Vertretungen eingeplant, kurzfristige Krankheitsausfälle können nicht immer sofort ausgeglichen werden. Gerade Vertretungen brauchen für eine Tour oft länger als Stammkräfte. „Nach Erreichen der Höchstarbeitszeit von zehn Stunden werden Touren abgebrochen. Das kann auch einer Stammkraft mal passieren.“ Bei Werbesendungen könne es allerdings mal vorkommen, dass sie länger brauchen. Wichtig ist Anja Renziehausen: „Die Post wird nicht gesammelt.“ Darauf sei die Vorsortierstruktur nicht ausgelegt, außerdem bedeutete es logistisch einen hohen Aufwand, sich zu merken, wer wann dran wäre.
- Welche Rolle spielen Briefmarkensammler im Konzept der Post?
Wer eine Briefmarke in sein Album steckt, hat für eine Dienstleistung bezahlt, die er nicht abruft. „Der Bereich Philatelie war und ist ein wichtiger Bestandteil unseres Dienstleistungsangebots“, sagt Anja Renziehausen. Wie viele Marken genau ungenutzt bleiben, könne man aber nicht sicher sagen. Überhaupt ist die Freimachung mit Briefmarken heutzutage ja nur eine von vielen Möglichkeiten, um einen Brief zu frankieren, ihr Anteil sinkt. Im Internet kann man heute QR-Codes zur Freimachung generieren, größere Betriebe verwenden Freistempel. Relativ konstant ist die Zahl der Sondermarken: Etwa 50 werden im Jahr vom Bundesfinanzministerium herausgegeben, sie sollen Geschichte und Kultur der Bundesrepublik widerspiegeln.