Europa kann Spaß machen, bereichert das Leben, gibt Einblick in die Vielfalt anderer Kulturen. Bewerben konnten sich Europaschulen, Ausbildungsbetriebe, Start-ups sowie alle, die sich angesprochen fühlten und die dazu beigetragen haben, für die Idee des gemeinsamen europäischen Zusammenwirkens geworben oder dieses mit Leben erfüllt haben. 10 Bewerbungen von unterschiedlichen Gruppen aus ganz Schleswig-Holstein sind eingegangen.
Die SPD Schleswig-Holstein vergibt in diesem Jahr zum vierten Mal den Willi Piecyk Preis – 2018 jährt sich der 10. Todestag von Willi Piecyk und er wäre 70 Jahre alt geworden.
Willi Piecyk war ein ganz besonderer Mensch und Sozialdemokrat, der sich als Europaabgeordneter von 1992 bis zu seinem Tod 2008 in besonderem Maße für die europäische Idee eingesetzt hat. Mit diesem Preis möchten wir ihn und seine Verdienste würdigen und andere unterstützen, die sich in seinem Sinne engagieren.
Über die Preisvergabe hat eine unabhängige Jury entschieden. Ihr gehörten in diesem Jahr an:
- Wolfgang Baasch, MdL
- Harm Brandt (Campus Business Box e.V.)
- Lisa Kühn (Europäische Bewegung SH)
- Enrico Kreft (Sprecher EuropaForum SH)
- Silke Langmaack (Sprecherin Pulse of Europe)
- Ulrike Rodust (MdEP)
- sowie die Kinder von Willi Piecyk: Bente Kirschstein und Malte Piecyk
Die Jury war von der Vielfalt, den innovativen Ideen und dem großen Engagement beeindruckt. Jede der 10 Bewerbungen hat große Anerkennung verdient. Die Preisverleihung findet am 1. September in der Gustav-Heinemann-Bildungsstätte in Maltente statt.
Ausgezeichnete Projekte
Der Preis in Höhe von insgesamt 2.000 Euro wird in diesem Jahr gleich an drei Preisträger verliehen. Besonders möchte die Jury Projekte mit Beteiligung Jugendlicher würdigen.
100 Jahre Kriegsende – Vom Freund zum Feind
Projekt „100 Jahre Kriegsende-Vom Freund zum Feind“ der Gemeinschaftsschule Europaschule Heide-Ost mit der französischen Partnerschule Collège Jean-Rostand in Chatenois.
Das Projektthema wird anhand von vier Leitfragen auf französischer und deutscher Seite – während der Zeit des Austausches gemeinsam – erörtert:
- 100 Jahre Kriegsende – um welchen Krieg geht es überhaupt? Wie entwickelte sich das Verhältnis Frankreich-Deutschland vor dem Hintergrund der schwierigen Ausgangslage?
- Was wissen die Menschen heute vom „Grand Guerre“?
- Wie groß/nachhaltig ist der Einfluss auf Europa?
- Wie ausgeprägt ist die Erinnerungskultur (Erinnerungsorte/Gedenkstätten)?
Die Projektgruppe besteht aus 46 deutschen und französischen Schülerinnen und Schülern und je zwei Lehrkräften, die den Austausch begleiten. Daneben sind an jeder Schule mindestens drei weitere Lehrkräfte in die Arbeitsprozesse des Projektes eingebunden.
Zur Bearbeitung der Thematik wurden Radiointerviews in Zusammenarbeit mit dem Offenen Kanal Westküste durchgeführt, ein Flashmob zum 55-jährigen Bestehen des Élysée-Vertrages in der Heider Innenstadt veranstaltet, Plakate entworfen und nicht zuletzt Recherche vor Ort in Frankreich betrieben (der Austausch findet derzeit statt).
Im Rahmen des Zusammentreffens der Gruppen wurden alle bisherigen Aktionen vorgestellt, Plakate präsentiert und neue Ideen gesammelt (etwa das Schreiben von Gedichten zum Projektthema).
Diese bewusste Auseinandersetzung mit der Vergangenheit strahlt in die Gegenwart und Zukunft der Schülerinnen und Schüler aus.
Sie können besser verstehen, dass Europa als solches nicht immer schon Europa war, wie sie es kennen, sondern, dass es vielmehr der ständigen Entwicklung unterworfen ist. Gerade in Zeiten der oftmals sogenannten Flüchtlings“krise“ ist es wichtiger denn je, unseren Schülerinnen und Schülern bewusst zu machen, dass ein friedliches Zusammenleben ein sehr hohes Gut ist und nicht überall auf der Welt selbstverständlich ist.
So ist das Projektthema „100 Jahre Kriegsende-Vom Freund zum Feind“ aktueller denn je und leistet einen wertvollen Beitrag zu einem Verständnis von Europa und macht für alle Teilnehmenden erfahrbar, dass es auch weiter (vorwärts) gehen muss mit dem gemeinsamen europäischen Gedanken.
Es hilft darüber hinaus Vorurteile abzubauen und die Erinnerungskultur bezüglich des Krieges wachzuhalten.
Nachhaltigkeit international
Das Europateam des Webergymnasiums in Eutin unter Leitung von Sylvia Liethmann stellte sich 2018 zur Aufgabe, mit dem kompletten 11. Jahrgang ein internationales Jugendparlament durchzuführen. Als Thema haben sich die Schülerinnen und Schüler uns die Nachhaltigkeit / Sustainability ausgewählt. Eingeladen wurden alle Partnerschulen unserer Schule – und sie freuten sich, Delegationen aus Dänemark (Odense), Italien (Kalabrien / Cosenza) und Rumänien (Sibiu / Hermannstadt) begrüßen zu dürfen.
Beim EYP-Projekt simulierten die Schüler eine Parlamentssitzung des Europaparlaments. In verschiedenen thematischen Arbeitsgruppen hatten die international gemischten Teams zuvor verschiedene Aspekte und Ideen zum Thema Sustainability erarbeitet, die sie in einer gemeinsamen Plenarsitzung (general assembly) komplett auf Englisch vorstellten und diskutierten. Anschließend wurde über die Diskussionsergebnisse von den Delegierten demokratisch abgestimmt.
Der Organisation unseres EYP-Projektes stelle sich das Europa-Team mit sehr viel Engagement. Und da die Schülerinnen und Schüler dieses Jahr schon „alte Hasen“ in Punkto EYP-Projektorganisation waren (im vergangenen Jahr hatten sie ein solches Projekt das erste Mal durchgeführt), arbeiteten bei der Planung aber auch während des EYP-Projekts vom 19.-22. April 2018 alle Hand in Hand.
German-Nordic Social Democratic Youth Network
Vom 18. bis 20. Mai traf sich das Deutsch-Nordische sozialdemokratische Jugendnetzwerk German-Nordic Social Democratic Youth Network (GNSDY), um über Politik zu diskutieren. Vertreter der Jusos aus den Kreisverbänden Flensburg, Steinburg und der Hochschulgruppe Flensburg trafen sich mit sozialdemokratischen Schwesterverbänden aus Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland.
Projektinitiatorin des GNSDY, Wiebke Mohr (Jusos Flensburg), zeigte sich sehr zufrieden mit der Entwicklung der Zusammenarbeit. „Unsere Verbände verstehen sich als Teil einer internationalen Familie und der Austausch über Grenzen hinweg liegt uns natürlicherweise am Herzen. Dass es aber gelungen ist so viele junge Menschen aus unterschiedlichsten Ländern zusammenzubringen ist keine Selbstverständlichkeit und deswegen ein großer Erfolg.“
Das German-Nordic Social Democratic Youth Network wurde im vergangenen Jahr in Flensburg durch Initiative von Wiebke Mohr und den Jusos Schleswig-Flensburg, Flensburg, Nordfriesland und Neumünster sowie mit Vertretern des Sveriges Socialdemokratiska Ungdomsförbund (SSU) Stockholm gegründet und umfasst neben den skandinavischen Ländern und Deutschland auch die finnischen und isländischen sozialdemokratischen Jugendverbände.
In Stockholm wurden intensiv die Bereiche Bildung, Migration, Ökonomie, Umwelt und Gesundheit diskutiert. Es zeigte sich, dass es viele gemeinsame Herausforderungen gibt und für viele Probleme rein nationale Lösungen nicht mehr ausreichend sind. Jan-Hannes Schäfer (Teilnehmer aus Nordfriesland und Leiter der Jusos-Delegation) beschreibt das Treffen folgendermaßen: “Wir haben festgestellt, dass trotz unterschiedlicher Systeme viele Problemursachen ähnlich sind und anschließend mögliche Lösungen für die drängendsten Schieflagen diskutiert. Ein gemeinsames Positionspapier, welches wir jetzt in unsere Organisationen und Mutterparteien tragen wollen, wird Startpunkt sein für weitere Diskussionen.”
Kernpunkte waren der Kampf gegen Steuerflucht, ein Quotensystem für Geflüchtete, die gerecht über alle europäischen Staaten verteilt werden sollen, die Frage der psychischen Gesundheit bei Jugendlichen, sowie eine ökologische Wende beispielsweise durch kostenfreien ÖPNV.
Ein anderer Teilnehmer, Patrick Lange, Student an der Universität Flensburg, bemerkte aber auch unterschiedliche Sichtweisen: “Während wir uns bei wirtschaftlichen Fragen wie beispielsweise der Einführung einer Finanztransaktionssteuer und dem Kampf gegen Steuerflucht einig waren, gab es doch unterschiedliche Auffassungen in den Bereichen Migration und Umwelt. Nichtsdestotrotz gab es eine starke gemeinsame Wertegrundlage.”
Das nächste Treffen des Netzwerkes soll im kommenden Jahr stattfinden und die gemeinsame Arbeit fortgeführt werden. Die 2019 anstehenden Europaparlamentswahlen werden voraussichtlich einen Kernpunkt des Treffens ausmachen. Im September dieses Jahres stehen in Schweden zunächst Wahlen an. Die schwedischen jungen Sozialdemokraten luden die Teilnehmenden aus Deutschland nach Stockholm ein. Die sozialdemokratische Regierung wird dann hoffentlich im Amt bestätigt.
Besondere Würdigung
Eine besondere Anerkennung und 200 Euro erhält das deutsch-dänische Kindergartenprojekt aus Oldenburg.
Deutsch-Dänisches Kindergartenprojekt
Der Kastanienhof Oldenburg ist einer von 10 Projektpartnern im deutsch – dänischen Interreg IVa Projekt KULTKIT. KULTKIT fördert die interkulturelle Zusammenarbeit der Menschen im deutsch – dänischen Grenzgebiet. Der Kastanienhof setzt hierbei seinen Fokus auf die Bildung und das gegenseitige Verständnis – bereits ab dem Kindergartenalter!
Bereits seit August 2015 lernen die Kinder im Integrationskindergarten des Kastanienhofs auf spielerische Art und Weise verschiedene dänische Lieder und Fingerspiele kennen. Außerdem haben sich die Kinder in verschiedenen Aktionen dem Land Dänemark genähert, hier gab es Geschichten zum Königshaus, zu den Wikingern und zur Geographie „Die Deutschen sind da“ – sehr stürmisch wurde die Besucher aus Oldenburg im Kindergarten Trylleflöjten begrüßt. Zum ersten Mal fuhren acht Kinder des Integrationskindergartens Kastanienhof Oldenburg in Begleitung ihrer Eltern zusammen mit zwei Pädagoginnen zum Partnerkindergarten nach Dänemark.
Ein ganzer Kindergartentag wurde dort gemeinsam verbracht. Die für die deutschen Kinder neuen Begebenheiten luden sofort zum Spielen ein. Da wurde gemeinsam gemalt, gebastelt oder mit Lego gespielt. Auf dem großen Spielplatz lösten die Wikingerspiele und die verschiedenen Fahrzeuge eine große Begeisterung aus. Im Spiel gibt es auch keine Sprachbarrieren.
Ein gemeinsamer Singkreis im Garten war der Höhepunkt des Tages, hier wurden sowohl dänische als auch deutsche Lieder und Fingerspiele vorgetragen.
Auch die Eltern informierten sich untereinander über den Kindergarten. Hier zeigten sich die deutschen Väter sehr begeistert über die digitale Ausstattung des Kindergartens. Im dänischen Kindergarten können die Eltern ihre Kinder auf digitalem Wege an- oder abmelden und auch via Intranet erfahren, was ihr Kind am Kindergartentag erlebt hat. Ein gemeinsames Mittagessen rundete den Besuch für die Kleinen und die Großen ab. Anschließend verabschiedeten sich alle mit einem lautstarken „FARVEL“ (dt. auf Wiedersehen) jedoch nicht ohne eine Einladung zu einem Gegenbesuch in Oldenburg im Integrationskindergarten Kastanienhof auszusprechen.
Der Kastanienhof freut sich auf diesen spannenden interkulturellen Austausch und begrüßt dieses sehr. Nur wenn wir frühzeitig offen mit anderen Kulturen lernen umzugehen, können wir unsere Weltoffenheit und Toleranz auch weiterhin leben.
KIT im Namen KULTKIT bedeutet Kompetenz, Interaktion und Verständnis und bezieht sich auf das Ziel des Projektes in gemeinsamen deutsch- dänischen Austauschen das gegenseitige Kulturverständnis zu verbessern, die Nachbarsprache zu erlernen und Kontakte zu knüpfen.