Zentrale Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht
Am 9. November fand in der Synagoge Rykestraße In Berlin die zentrale Gedenkveranstaltung anlässlich des 80. Jahrestages der Reichspogromnacht statt. Der Einladung des Zentralrats der Juden in Deutschland folgte auch Martin Habersaat, Landtagsabgeordneter aus Reinbek und stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein. „Ich war zuvor noch nie in dieser Synagoge, die mich als Bau fast so sehr beeindruckt hinterlassen hat wie die Ansprachen durch die Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Präsidenten des Zentralsrats der Juden, Josef Schuster“, berichtete er.
Schuster begründete in seiner Ansprache die Nicht-Einladung der AfD: „Vor nichts haben sie Respekt. Sie instrumentalisieren die mutigen Widerstandkämpfer der Weißen Rose für ihre Zwecke. Sie verhöhnen die Opfer und Überlebenden der Schoa, indem sie die NS-Verbrechen relativieren. Sie betreiben Geschichtsklitterung und wollen unsere Gedenkkultur zerstören. Es wäre für die jüdische Gemeinschaft unerträglich gewesen, heute, 80 Jahre nach der Pogromnacht, Vertreter dieser Partei unter uns zu wissen.“ Im Weiteren warb er dafür, sich für Demokratie und Ausgleich einzusetzen. „Heute sind wir genügend Demokraten. Man riskiert nichts, wenn man sich für die Grundrechte einsetzt. Mit unserem Verhalten, das müssen wir bedenken, sind wir schließlich auch Vorbilder.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel widmete ihre Rede der Beantwortung von drei Fragen: Wie konnte es zur Reichspogromnacht und zur Schoa kommen? Wie reagierten die Menschen? Was können wir heute daraus lernen? Dabei zeigte sie auf, wie aus strafbarem Handeln geduldetes und schließlich erwünschtes wurde. Sie warb für eine beständige Erinnerungsarbeit: „Kritisches Ermessen hat man nicht, man erarbeitet es sich immer wieder neu.“ Richtschnur unseres Handelns müsste Artikel 1, Absatz 1 des Grundgesetzes sein: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Erwähnung fand in der Ansprache Schusters auch der gebürtige Seedorfer (Kreis Segeberg) Wilhelm Krützfeld. Der Polizeibeamte bewahrte in der Reichspogromnacht die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin vor der Zerstörung. Das Land Schleswig-Holstein hat Wilhelm Krützfeld am 9. November 1993 durch die Umbenennung der Landespolizeischule in Malente-Kiebitzhörn in „Landespolizeischule Wilhelm Krützfeld“ gewürdigt.
Links:
Die Gedenkveranstaltung in der ZDF-Mediathek: https://www.zdf.de/nachrichten/zdfspezial/181109-gedenkenpogromnacht-zdf-100.html
Rede des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster: https://www.zentralratderjuden.de/aktuelle-meldung/artikel/news/zentrale-gedenkveranstaltung-zum-80-jahrestag-der-reichspogromnacht/