Schule in Zeiten von Corona

Serpil Midyatli und Martin Habersaat

SPD-Schleswig-Holstein zieht Schlüsse aus Umfrage zur Lage im Land:

Über 300 Rückmeldungen hat die SPD-Schleswig-Holstein auf eine Umfrage zur aktuellen Unterrichtssituation bekommen, zu jeweils 40 Prozent waren es Eltern und Schüler, zu 20 Prozent Lehrkräfte, die sich beteiligten. „Das Ergebnis ist nicht repräsentativ, aber es zeichnet einen Ausschnitt der Situation im Land“, freut sich die SPD-Landesvorsitzende Serpil Midyatli. Gemeinsam mit dem Reinbeker Landtagsabgeordneten Martin Habersaat, dem bildungspolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, wertete sie die Umfrage aus und zog erste Schlüsse. Deutlich werde etwa, dass E-Learning von allen Beteiligten mit viel Engagement umgesetzt werde. Der große Teil der Schülerinnen und Schüler (über 70%) hat mindestens einmal in der Woche Kontakt mit seinen Lehrkräften. Allerdings fehlt es bei 20 Prozent an geeigneten Arbeitsplätzen. Rund 15 Prozent geben an, dass aktuell kein Kontakt zu den Lehrkräften besteht.

Martin Habersaat: „Wenn es nach Ostern ‚präsenzfrei‘ weitergeht, brauchen wir eine Ansage vom Ministerium, welche Betreuungsfrequenz für die Schülerinnen und Schüler gewünscht ist.“ Deutlich werde jetzt in der Krise nicht nur, wie unterschiedlich die Schülerinnen und Schüler zuhause ausgestattet sind, sondern auch die Größe Unterschiede bei den Schulen. „Da gibt es Schulen mit eingeübten Verfahren auf Online-Plattformen, Live-Unterricht im Internet und App-gestütztes lernen. Es gibt aber auch Lehrkräfte, die Lehrbuchseiten abfotografieren und als Mails mit hunderten Anhängen versenden – teilweise an Schülerinnen und Schüler, die nur ein Mobiltelefon zum Abrufen dieser Mails besitzen.“

Um die Schulen künftig besser auszustatten, haben Bund und Länder den Digitalpakt ins Leben gerufen. „Schleswig-Holstein muss wie die anderen Nord-Länder den Eigenanteil der Kommunen beim Digitalpakt übernehmen, damit jetzt schnell die technischen Voraussetzungen verbessert werden können“, fordern Habersaat und Mydyatli. Alle Schulen müssten mit Lernplattformen ausgestattet werden. Nach Ostern müsse das Land zudem durch das IQSH (Institut für Qualitätsentwicklung an Schleswig-Holsteins Schulen) verpflichtende Online-Fortbildungen für Lehrkräfte anbieten, um sie besser für die Anforderungen des E-Learnings zu qualifizieren.

Weitere Forderungen der beiden Abgeordneten:

  • Hilfsangebote für Abschlusskandidaten. Nach dem Vorbild Hamburg sollte es Schülerinnen und Schüler ermöglicht werden, in die Schule zu kommen, um sich dort auf Prüfungen vorzubereiten, wenn die Bedingungen zuhause dafür nicht geeignet sind. Auch Telefon- und Onlinesprechstunden sollten flächendeckend angeboten werden.
  • Unterricht in Schichten prüfen. Eine reguläre Beschulung muss unter Berücksichtigung der gesundheitlichen Gefahren schnellstmöglich hergestellt werden. Vordringlich für die Schülerinnen und Schüler, die vor Abschlussprüfungen stehen. Eile ist auch bei Schülerinnen und Schüler der 1. und 2. Klasse geboten, da diese kaum Gebrauch von E-Learning-Angeboten machen können. Um Ansteckungen zu vermeiden, ist Unterricht in Schichten zu prüfen.
  • Das IQSH sollte in Zusammenarbeit mit den Studienleitern und ausgewählten Lehrkräften zentral digitale Lernangebote wie Videos und Arbeitsbögen zur Verfügung stellen. Das schafft Freiraum für die anderen Lehrkräfte im Land, um die Schülerinnen und Schüler individueller zu fördern. Und es sichert eine vergleichbare Qualität im ganzen Land.
  • Sofort müssen alle Lehrkräfte und Schüler*innen mit Mailadressen ausgestattet werden. Das ist schon deshalb notwendig, weil aktuell Datenschutzregeln massiv verletzt werden.
  • Eine großflächige Auswertung der in den letzten Wochen gemachten Erfahrungen durch eine Befragung von Schulleitungen, Lehrkräften, Eltern und Schüler*innen. So können wir für zukünftige bildungspolitische Entscheidungen eine wichtige Grundlage schaffen.