Wichtig ist ein eng geknüpftes Netz an Hilfsangeboten:
Besonders oft am Montagmorgen erreichen Claudia Vollus Hilferufe: Dann melden sich bei der Glinder Rechtsanwältin Frauen, die ein schlimmes Wochenende hinter sich haben und neue Perspektiven für sich und ihre Kinder suchen. Unmittelbar nach dem Corona-Lockdown hat die Zahl der Fälle nach ihrer Wahrnehmung zugenommen – und es betrifft auch die Einfamilienhaus-Siedlungen der Stadt. Das Thema „Häusliche Gewalt“ ist eines, das Frau Vollus und ihr Mann Steven, den Leiter ihrer Kanzlei, nicht nur im Rahmen ihrer Mandate beschäftigt. „Zu einer familienfreundlichen Stadt gehört auch, Familien in schweren Zeiten zu helfen“, finden sie. Deshalb luden sie den Landtagsabgeordneten Martin Habersaat zu einem Gespräch über aktuelle Entwicklungen und Unterstützungsangebote für betroffene Familien ein und sprachen über Möglichkeiten, diese bekannter zu machen.
„Es ist ein schwieriger Schritt, mit den Kindern aus dem gemeinsamen Haushalt auszuziehen. Und eine neue Wohnung, die den Kindern das gewohnte Umfeld erhält, ist kaum zu finden“, berichtet Claudia Vollus. Sie und ihr Mann führen viele Gespräche, vermitteln Hilfsangebote. Deshalb halten sie sich auch gut informiert über Angebote in der Region: „In Glinde läuft zum Beispiel das gute Projekt StoP – Stadt ohne Partnergewalt“, berichten sie. Das Projekt ist bei der Sönke-Nissen-Park-Stiftung angesiedelt, Projektleiterin ist Julia Eckert. Die AWO bietet jeden Montag von 10.30 bis 12.30 Uhr in ihren Räumlichkeiten (Markt 1) eine offene Beratung für Menschen mit seelischen Belastungen. Die Sprechstunde ist kostenlos und richtet sich auch an Betroffene und Freunde, Schwerpunkt sind Informationen und die Vermittlung von Hilfsangeboten. Eine Frauen- und Mädchenberatung bietet auch das SVS-Beratungszentrum Südstormarn an. Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen bietet deutschlandweit seit März 2013 unter der kostenlosen Telefonnummer 08000 116 016 erste Hilfe an. Und natürlich können auch Rechtsanwälte beraten.
Martin Habersaat: „Viele Menschen wissen gar nichts von den Möglichkeiten auch und gerade für Menschen mit niedrigem Einkommen: Während es in Hamburg die ÖRA-Rechtsberatung gibt, die praktische Hilfe für Ratsuchende mit niedrigem Einkommen bietet, gibt es in Schleswig-Holstein einen Anspruch auf Beratungshilfe. Diese kann beim zuständigen Amtsgericht beantragt werden. Kosten für eine anwaltliche Beratung werden dann erstattet. Alternativ kann auch direkt eine Kanzlei aufgesucht werden, die den Antrag auf Beratungshilfe nachträglich beim Amtsgericht stellt. Claudia Vollus: „Natürlich reicht eine solche Beratung oft nicht aus. Betroffenen fehlen oft die Kräfte für alle die anstehenden Fragen, die ja auch organisatorischer und finanzieller Natur sind. Umso wichtiger ist ein eng geknüpftes Netz an Hilfsangeboten.“
Beratungsstellen:
Stadt ohne Partnergewalt Glinde – Tel. 040/ 710 004 27, stop@nullgutshaus-glinde.de
AWO Glinde – Tel. 040/ 555 503 940
SVS-Beratungszentrum Südstormarn – Tel. 040/ 727 38 450, bz@nullsvs-stormarn.de
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen – Tel. 08000/116 116
Frauen helfen Frauen Stormarn e.V., Tel. 04531 / 867 72, frauenberatung@nullfrauenhelfenfrauenstormarn.de. In Trägerschaft des Vereins ist das
Frauenhaus Stormarn. Kontakt: Postfach 1331, 22903 Ahrensburg, Tel. 04102 / 81709, frauenhaus-stormarn@nullweb.de