Selektivität des Schulsystems steigt
Seit 1988 war das Bildungsministerium nicht mehr in der Hand der CDU. Dass das seit 2017 jetzt wieder so ist, ist an verschiedenen Ecken zu spüren. Das findet der Reinbeker Landtagsabgeordnete Martin Habersaat. „Die Zeiten für Schülerinnen und Schüler werden rauer, die Selektivität des Schulsystems steigt“, beklagt er. „Sollen Schülerinnen und Schüler sich der Schule anpassen und bei Nichtanpassung woanders hingeschickt werden? Oder sollte eine Schule sich bemühen, Verantwortung für alle ihr anvertrauten Schülerinnen und Schüler zu übernehmen? Diese Fragen beantworten SPD und CDU unterschiedlich, und das sei in der Schulwirklichkeit an mehreren Indikatoren zu messen.
Beispielsweise steigt die Zahl der exklusiv beschulten Schülerinnen und Schüler wieder an. Das meint die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die an Förderzentren und nicht an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet werden. Habersaat: „Grundsätzlich ist allen klar, dass wir die Förderzentren noch lange brauchen werden und dass sie gute Arbeit leisten. Aber die Richtung sollte schon sein, die allgemeinbildenden Schulen Stück für Stück so aufzustellen, dass sie immer mehr Kinder inklusiv beschulen können.“ Das zweite Beispiel ist die Zahl der Rückstellungen: Die Zahl der Einschulungen nach einer Beurlaubung, also von siebenjährigen Kindern, steigt, zuletzt von 2,4 auf 2,8 Prozent. Im Gegenzug sinkt der Anteil an vorzeitigen Einschulungen kontinuierlich (von 4,4 auf 4,1 Prozent). Drittens nennt Habersaat die Schülerzahl an Gymnasien. Diese sinkt rapide, was neben der strengeren Schulartempfehlung auch an den zuletzt ausgeweiteten Möglichkeiten der Abschulung liege. „‘Du gehörst nicht auf diese Schule.‘ – Das sollte eigentlich ein Satz aus der pädagogischen Wirklichkeit des letzten Jahrhunderts sein“, findet Habersaat.
Quelle:
Bericht über die Unterrichtssituation im Schuljahr 2019/20 (19/ 2471). Die Landesregierung legt dem Landtag auf Grundlage einen Beschlusses von 1977 in jedem Jahr einen Bericht über die Unterrichtssituation vor. In diesem Jahr waren auf Antrag der SPD erstmals Erläuterungen zum Begriff der Unterrichtsversorgung sowie die Zahl der unbesetzten Stellen, die zur rechnerischen Deckung der Unterrichtsversorgung beigetragen haben, enthalten.
Auf den Kreis Stormarn bezogene Daten hatte die SPD-Fraktion in einer Großen Anfrage zur Lage an den Grundschulen zuletzt zum Schuljahr 2018/19 abgefragt. Hier gibt es 34 selbständigen Grundschulen und dem Grundschulteil der Gemeinschaftsschule am Masurenweg in Bad Oldesloe. Die größte eigenständige Grundschule in Stormarn war die Johannes-Gutenberg-Schule in Bargteheide mit 584 SuS, die kleinste die Grundschule Grönwohld mit 96 SuS. Während in Flensburg 70 Prozent der Grundschulen ihre Eingangsphase flexibel mit übergreifenden Klassen in den Jahrgangsstufen 1 und 2 organisieren, sind es in Stormarn nur 5,7 Prozent (zwei Schulen). Im Schuljahr 2018/19 mussten landesweit 2.916 Schülerinnen und Schüler die Jahrgangsstufe 1 oder 2 wiederholen bzw. ein drittes Jahr in der flexiblen Eingangsphase verbringen (Stormarn: 209), dem standen nur 15 Schülerinnen und Schüler gegenüber, die die Eingangsphase in einem Jahr durchliefen (Stormarn: 2).
Mehr zur Großen Anfrage:
https://www.martinhabersaat.de/2020/06/20/grosse-frage-zur-lage-der-grundschulen/