Allergopharma in Reinbek stellt Biontech-Impfstoff her:
Seit 50 Jahren entwickelt Allergopharma Produkte zur Behandlung von Allergien. Seit einem Jahr gehört das Unternehmen zur Dermapharm Holding. Seit einem Monat wird in Reinbek nun der COVID-19 Impfstoff von Biontech hergestellt. Rund um die Uhr können im Dreischichtbetrieb bis zu vier Millionen Impfdosen am Tag hergestellt werden. Ein schöner Anlass für den örtlichen Landtagsabgeordneten Martin Habersaat, die Hermann-Körner-Straße 52 mal wieder zu besuchen. Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion traf den Vorstandsvorsitzenden von Dermapharm, Dr. Hans-Georg Feldmeier, den Leiter Forschung und Entwicklung, Dr. Christoph Willers sowie den Betriebsratsvorsitzenden Alexander Winkel und seinen Stellvertreter Jens Roland zu Gesprächen.
Dabei wurde ein weiter Bogen gespannt: Von den Chancen der m-RNA-Technologie, mit der bald auch individuelle Krebstherapien möglich sein sollen, über die Möglichkeiten und Grenzen der Impfstoffproduktion bis hin zur Frage, wie man im Dreischichtbetrieb morgens zur Arbeit kommt. Dermapharm hat sich als Hersteller von patentfreien Markenarzneimitteln einen Namen gemacht. Da lag es nahe, auch die aktuelle Debatte über die Freigabe von Patentrechten bei den Corona-Impfstoffen anzusprechen. Eine Maßnahme, die nach Ansicht Feldmeiers dem Ziel, schnell mehr Impfstoff zu bekommen, nicht dienen würde. „Es geht hier nicht um ein einfaches Rezept, das man einfach so nachbauen könnte. Wer die Kapazitäten steigern und mehr Impfstoff haben will, wird das nur über die Kooperation mit hochspezialisierten Experten schaffen.“
Nachdem Dermapharm Allergopharma von Merck übernommen hatte, hatte in Reinbek zunächst Personal abgebaut werden müssen, eine für Geschäftsführung und Betriebsrat gleichermaßen schwierige Situation. Mit dem Start der Impfstoffproduktion konnten jetzt wieder neue Stellen geschaffen werden, zunächst allerdings mit einer Befristung bis Mitte 2022. „Ob es eine dritte oder noch weitere Impfungen brauchen wird, kann man verlässlich erst ein Jahr nach den ersten Impfungen sagen, wenn entsprechende Auswertungen vorliegen“, erklärte Christoph Willers. „Klar ist, dass die Experten von BioNTech den Impfstoff bei Bedarf schnell an neue Bedürfnisse anpassen könnten und unsere Kompetenzen auf diesem Gebiet beträchtlich gewachsen sind.“ Feldmeier warb dafür, solche Kompetenzen und Kapazitäten in Deutschland und Europa auszubauen und zu schützen, sowohl bei den Impfstoffen als auch bei der Produktion pharmazeutischer Produkte im Allgemeinen. Ein Anliegen, das der Sozialdemokrat teilt: „Zur staatlichen Daseinsfürsorge muss auch ein Blick auf wichtige Schlüsselindustrien gehören. Wir wollen uns und anderen helfen können. Das ist spätestens eine der Lehren aus Corona.“
Habersaat hatte vielen Fragen mitgebracht, bekam aber auch verschiedene Arbeitsaufträge mit auf den Weg. Alexander Winkel: „Der Dreischichtbetrieb bringt es mit sich, dass ein Teil der Belegschaft morgens um 6 Uhr zum Dienst antreten muss. Dann muss man allerdings fertig in der Produktion stehen.“ Das Problem: Die erste S-Bahn erreicht Reinbek morgens um 5:09 Uhr, die nächste um 5:29 Uhr. Da darf dann nichts schiefgehen. Hans-Georg Feldmeier unterstrich die Bedeutung guter Bahnverbindungen für eine starke Metropolregion und warb für einen Fernbahnhalt in Bergedorf. Martin Habersaat: „Beide Themen sind hier schon lange in der Diskussion. Es ist wichtig, sie auch mit konkreten Beispielen aus der Praxis forcieren zu können. Das werde ich gerne tun.“
Foto: Alexander Winkel, Dr. Christoph Willers, Martin Habersaat, Dr. Hans-Georg Feldmeier, Jens Roland