Den Fachkräftemangel spüren vor allem Förderzentren und Grundschulen:
Während die Unterrichtsversorgung ein eher theoretischer Wert ist, der sich am Bedarf der Schulen und den dafür im Haushalt zur Verfügung gestellten Stellen bemisst, sagt die tatsächliche Besetzung dieser Stellen durchaus mehr über die Lage an den Schulen und Handlungsnotwendigkeiten aus. Mit dieser konkreten Stellenbesetzung befasste sich der Reinbeker Landtagsabgeordnete Martin Habersaat nun ausführlicher. Sein Fazit lautet: „Den Gymnasien geht es unter der Jamaika-Regierung am besten, Förderzentren und Grundschulen haben es schwer.“
„Gymnasien haben bei Jamaika die bessere Lobby“, sagt Habersaat. Das sei auch bei der Unterrichtsversorgung zu spüren. Indem CDU, Grüne und FDP die Ausbildung von Lehrkräften für Gymnasien und Gemeinschaftsschulen wieder trennten, festigten sie eine ungünstige Entwicklung. Am Stichtag, dem 6. Oktober 2020, waren an den Gymnasien in Schleswig-Holstein 107,9 Prozent der vorhandenen Stellen besetzt. Die Grundschulen mussten mit einer Stellenbesetzung von 99,3 Prozent auskommen, die Förderzentren mit 95,9 Prozent. An den Grundschulen im Kreis Dithmarschen sind es sogar nur 89,4 Prozent. Wie viele dieser Stellen mit langfristig ausfallenden Lehrkräften (z.B. Sabbatjahr, Elternzeit) besetzt sind, vermochte die Bildungsministerin binnen 14 Tagen ebenso wenig herauszufinden wie das Unterrichtsvolumen, das durch Lehrkräfte in Ausbildung erteilt wird. 73 Stellen werden durch Seniorlehrkräfte besetzt, 167 Stellen durch Lehrkräfte mit 1. Staatsprüfung, die sich nicht im Vorbereitungsdienst befinden. Ganze 770 Stellen werden durch 1.365 Menschen ohne Lehramtsausbildung besetzt.
Es sei ein Alarmsignal, dass die Zahl der unbesetzten Stellen und der nicht ausgebildeten Lehrkräfte an unseren Schulen steige, so Habersaat. Das dürfe auch in Corona-Zeiten nicht unkommentiert bleiben – zumal hier ein weiterer Belastungsfaktor für die Lehrkräfte an den Schulen liege. „Das ist kein Votum gegen die engagierten Menschen, die an unseren Schulen arbeiten. Aber eines für den Wert und die Bedeutung einer guten pädagogischen und fachlichen Ausbildung“, sagt der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, der selbst ausgebildeter Lehrer ist. „Wenn es uns nicht mehr gelingt, ausreichend Fachkräfte an die Grundschulen zu bekommen, werden wir die Folgen an den weiterführenden Schulen spüren. Es zeigt sich, dass wir auch über Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten und weiteres sprechen müssen, wenn wir dieses Problem lösen wollen.“
Schulform | Lehrtätigkeit ohne Lehramtsstudium
Köpfe / Stellen 4. März 2019 (19/1803) |
Lehrtätigkeit ohne Lehramtsstudium Köpfe / Stellen 6.10.2020 (19/3013)
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Gymnasium | 74 / 31,75 | 83 / 38,38 |
Berufsbildende Schule | 407 / 240,55 | 293 / 147,43 |
Förderzentren | 151 / 105,78 | 193 / 117,7 |
Gemeinschaftsschule | 282 / 181, 29 | 361 / 229,68 |
Grundschule | 444 / 243,24 | 435 / 236,98 |
Summe | 1358 / 802,61 | 1366 / 770,17 |