Martin Habersaat informiert sich über die Lage am Arbeitsmarkt:
Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt in Reinbek und Umgebung? Welche besonderen Herausforderungen ergeben sich für den Süden Stormarns? Um diese und anderen Fragen zu klären, traf sich der Reinbeker Landtagsabgeordnete Martin Habersaat jetzt mit Kathleen Wieczorek, der Vorsitzenden der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe und mit Doris Ziethen-Rennholz, der Chefin des Jobcenters Stormarn. Vor dem Gespräch, so hatte er es sich gewünscht, besichtigten die drei gemeinsam die Räumlichkeiten des Jobcenters im Senefelder Ring in Reinbek. Neben den konkreten Zahlen für Stormarn ging es auch um langfristige Trends und kurzfristige Handlungsnotwendigkeiten.
Die Corona-Zeit hat vielen Menschen in der Region Kurzarbeit beschert. Das bedeute zweierlei, erklärte Kathleen Wieczorek: „Ersten waren viele Unternehmen von der Krise betroffen, zweitens hatten aber auch viele den Wunsch, ihre Fachkräfte zu halten, weil sie gute Perspektiven für die Zeit danach gesehen haben.“ So sehen auch die Zahlen aus: Im September 2019 hatte es im Zuständigkeitsbereich der Arbeitsagentur Reinbek 1.703 Fälle von Arbeitslosigkeit gegeben. Der Höchststand in Folge der Corona-Pandemie lag bei 2.416 im Juli 2020, im September 2021 war mit 1.852 schon fast wieder ein Vorkrisenwert erreicht. Zuwächse bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung gab es beispielsweise im Baugewerbe, Einbußen in der Gastronomie. „Das hängt auch damit zusammen, dass nicht alle Fachkräfte aus der Gastronomie nach der Krise an ihre alten Arbeitsplätze zurück wollten“, erklärt Doris Ziethen-Rennholz. Bei den Beschäftigten in Minijobs, deren Arbeitsplätze in der Krise zuerst wegfielen, sehe das Bild ähnlich aus. Lag die Arbeitslosenquote in der Geschäftsstelle Reinbek in beiden Rechtskreisen im September 2020 bei 4,2 Prozent, war sie ein Jahr später schon wieder auf 3,3 Prozent gesunken – das betraf jene oben erwähnten 1.852 Menschen (53 Prozent im Verantwortungsbereich des Jobcenters, 47 Prozent in dem der Agentur).
Gestiegen ist in Reinbek die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten, die zur Sicherung ihres Lebensunterhalts Leistungen vom Jobcenter bezogen haben. Deren Zahl stieg von 2.461 im September 2019 auf 2.588 im September 2021 und ist momentan auch noch nicht rückläufig. „Manche wurden erst durch die Pandemie zur Meldung gezwungen, waren aber schon vorher aufgrund ihres geringen Einkommens grundsätzlich anspruchsberechtigt und blieben es auch nach erneuter Arbeitsaufnahme“, so Doris Ziethen-Rennholz.
Erreichten die Bundesagentur im August 2019 im Kreis Stormarn noch 1.100 Bewerber*innen um einen Ausbildungsplatz, waren es 2021 nur noch 871. Dem steht ein Anstieg von Ausbildungsstellen von 1.520 auf 1.606 gegenüber. Dazu muss man allerdings zwei Dinge wissen: „Erstens melden sich nicht alle Ausbildungsbewerber*innen bei uns, was die Lage etwas entschärft, zweitens gibt es aber seit Jahren ‚Passungsschwierigkeiten‘. Junge Menschen streben zum Beispiel oft kaufmännische Berufe oder den Bereich PKW-Technik an, gesucht werden aber besonders viele angehende Verkäufer*innen oder Fachkräfte in der Lager / Logistik – Branche, erfuhr Habersaat.
Das Gespräch ließ auch Raum für Perspektiven über den Tag hinaus. „Der Kampf gegen den Klimawandel wird vor Ort vom Handwerk geführt werden“, ist sich Habersaat sicher. Es müsse am Ende Menschen geben, die Häuser dämmen, Solaranlagen aufstellen und Windkraftwerke errichten. So hoffe er, auch von den jungen Menschen, die sich bei Fridays for Future engagieren, Interessenten für Berufe im Handwerk zu finden. Diskutiert wurde in der Runde auch das Einwanderungsrecht, das zuweilen falsche Impulse setze. „Eine abgeschlossene Berufsausbildung in Deutschland sollte mit einem sicheren Aufenthaltsstatus verbunden werden“, findet der Reinbeker Abgeordnete.
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Seit April 2020 ist Kathleen Wieczorek Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe. Martin Habersaat ist seit 2009 Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Stormarn-Süd-Wentorf. Seit dem Gründungsdatum am 1. Januar 2005 ist Doris Ziethen-Rennholz Chefin des Jobcenters Stormarn.