Thomas Losse-Müller und die SPD wollen die „Vor-Ort-für-dich-Kraft“


Unsere Gesellschaft ist mobiler geworden. Kaum jemand verbringt ein ganzes Leben am selben Ort. Kinder wohnen nicht mehr zwingend in der Nähe, um sich um ihre Eltern zu kümmern. Nachbarschaften oder Vereinsstrukturen funktionieren nicht mehr überall so gut wie in vergangenen Jahrzehnten, um in schwierigen Lebenslagen Unterstützung zu organisieren. Thomas Losse-Müller, SPD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 8. Mai 2022: „Staatliche und gesellschaftliche Unterstützung erreichen gerade die Menschen, die am meisten Hilfe benötigen, oft nicht oder zu spät. Oft sind die Hürden zu groß und Angebote nur schwer erreichbar. In der Praxis sehen wir auch, dass sich konkrete Bedürfnisse nicht immer einer konkreten Hilfeform zuordnen lassen. Darum setzen die SPD und ich mich für die Vor-Ort-Für-Dich-Kraft ein.“ In der Sozialpolitik sei es nötig, eine „Rolle rückwärts machen und das soziale Leben wieder wie früher organisieren“, als es zum Beispiel noch Gemeindeschwestern gegeben habe.

Die Kraft mit dem langen Namen soll mehrere Funktionen übernehmen, erläutert Martin Habersaat, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion und Abgeordneter aus Reinbek. „Die Vor-Ort-für-Dich-Kraft schließt Angebotslücken zwischen gesundheitlicher, pflegerischer und sozialer Unterstützung. Sie soll vor Ort sein und mit den Menschen im Quartier bekannt sein. Sie soll mit präventiven Hausbesuchen auch dafür sorgen, dass beispielsweise Senior*innen möglichst lange sozial integriert in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können.“ Und die Vor-Ort-für-Dich-Kräfte werden medizinische, pflegerische und soziale Leistungen gebündelt und präventiv systemübergreifend anbieten können. „So können sie den Alltag für Menschen mit Behinderung, Pflegebedürftige, werdende Eltern, Familien, Säuglinge, Kinder oder Jugendliche erleichtern“, heißt es im SPD-Programmentwurf zur Landtagswahl.

In Rheinland-Pfalz hat die SPD-geführte Landesregierung ein ähnliches Konzept unter dem Namen „Gemeindeschwester Plus“ bereits umgesetzt, in Schleswig-Holstein laufen Pilotversuche mit Quartiersmanager*innen, allerding häufig zeitlich befristet. Das Ziel der SPD Schleswig-Holstein ist eine Vor-Ort-Für-Dich-Kraft für jede Gemeinde und jedes Quartier mit Zusammenarbeit auf kommunaler bzw. Amtsebene. Das Konzept will man nach der Landtagswahl intensiv mit den unterschiedlichen Trägern entwickeln und dabei bestehende Strukturen und Netzwerke nutzen. Ambulante Pflegekräfte sollen dann das Angebot bekommen, sich im pädagogischen Bereich weiterzubilden oder Menschen aus der Sozialen Arbeit, sich medizinisch weiterzubilden. Losgehen soll es mit 100 Stellen. Losse-Müller: „Durch die Tätigkeit der Vor-Ort-für-Dich-Kräfte kann der Staat sogar Geld sparen, da die Menschen länger in den eigenen vier Wänden bleiben und die notwendige Hilfe bekommen.“