Zuständiges Gremium wurde jahrelang ignoriert:
Die Verbesserung der Qualifikationen der zukünftigen Lehrkräfte und eine ausreichende Versorgung aller Schulen mit Fachkräften sind ständige Aufgaben, bei denen es keinen Stillstand geben darf. Es gibt Regionen und Standorte in Schleswig-Holstein, die seit langem damit zu kämpfen haben, dass es nicht genügend Bewerber*innen gibt. Und ebenso gibt es eine Reihe von Fächern, bei denen der Nachwuchs an jungen Lehrkräften nicht ausreicht – mit entsprechenden Konsequenzen für die Unterrichtsversorgung. Der Bildungsforscher Klaus Klemm errechnet eine Versorgungslücke von 45.000 bis 2025 und 81.000 Lehrer*innen bis 2030 bundesweit. Auch in den Kreises Stormarn und Herzogtum Lauenburg ist diese Lücke schon zu spüren.
Mit der „Allianz für Lehrkräftebildung“ präsentierte Bildungsministerin Karin Prien zum Ende dieser Legislaturperiode eine vermeintliche Lösung. Dieses Gremium wurde mit der Novelle des Hochschulgesetzes neu geschaffen. „Inhaltlich hätte an den dringend anstehenden Fragestellungen längst ein anderes Gremium arbeiten können“, kritisiert Martin Habersaat, der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Im Lehrkräftebildungsgesetz Schleswig-Holstein hieß es in § 7: „Die Hochschulen, das IQSH, das SHIBB und Vertretungen der Schulen sowie der Lehramtsstudierenden bilden unter Einbeziehung des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN), des für Bildung zuständigen Ministeriums, des für Wissenschaft zuständigen Ministeriums und der dem SHIBB übergeordneten obersten Landesbehörde ein Gremium zur Beratung für Lehrkräftebildung. Es hat die Aufgabe der gemeinsamen Beratung, Koordinierung und Bewertung von Fragen der Lehrkräftebildung.“
Eine Kleine Anfrage des Reinbeker Landtagsabgeordneten (19/3601) ergab nun: Dieses Gremium hat in der ablaufenden Legislaturperiode gerade zehnmal getagt. Zuletzt am 14. Januar 2022, wo den Teilnehmer*innen dessen Auflösung mitgeteilt wurde. Habersaat: „In all‘ den Jahren hat die Landesregierung es nicht für nötig gehalten, Erkenntnisse aus dem mit viel Getöse entwickelten Lehrkräftebedarfsanalysetool in diesem Gremium vorzulegen oder zu diskutieren. Erkenntnisse, die dem Ministerium zum Fachkräftemangel vorlagen, wurden den Fachleuten vorenthalten.“ Durch die bundesweit einmalige die Trennung in Wirtschaftsministeriumsschulen und Bildungsministeriumsschulen hätte es in Schleswig-Holstein zwei Minister*innen und drei Staatssekretär*innen gegeben, die sich für Lehrkräftebildung interessieren sollten. „Niemand von ihnen hielt es für erforderlich, auch nur ein einziges Mal an einer der Sitzungen teilzunehmen. Jetzt stellt Frau Prien mit der ‚Allianz für Lehrkräftebildung‘ pünktlich zur Landtagswahl einen Karton ins Schaufenster, der noch nicht mit Inhalt gefüllt sein kann.“ Besonders überzeugend oder glaubwürdig sei das nicht.
Siehe auch:
Auswertung des letzten Berichts zur Unterrichtssituation
Große Anfrage zur Lage an den Grundschulen