Weniger Parkplätze, weniger Einzelhandel, weniger Bankfilialen – vielleicht auch weniger Kirchen und weniger Kinos: In unseren Städten wird Platz frei. Diesen für kommunale Bildungslandschaften nutzbar zu machen war das Anliegen eines Symposiums der TH Lübeck in der Kulturwerft Gollan. Im Herbst 2022 hatte die SPD-Landtagsfraktion viele Expert*innen zum Thema „Schulbau der Zukunft“ im Kieler Landeshaus versammelt. Jetzt erfolgte durch Prof. Guido Neubeck und mehrere studentische Projektgruppen eine Gegeneinladung zum Symposium „StadtBildung“. Im Kern ging es um die Frage, wie Schulen nicht als isolierte Lerninseln, sondern als lebendiger Teil eines lebendigen Stadtteils entwickelt werden können. Anlass war die Entscheidung der Stadt Lübeck, eine ehemalige Karstadt-Filiale in der Lübecker Innenstadt zu erwerben und dort einen Bildungscampus für mehrere Schulen und die Öffentlichkeit zu entwickeln. Martin Habersaat, bildungspolitischer Sprecher der SPD Landtagsfraktion: „Das ist die Umkehrung eines lange anhaltenden Trends, Schulen wegen Platzmangels in der Innenstadt eher in der Peripherie anzusiedeln. Gleichzeitig kann es eine geeignete Maßnahme gegen den Leerstand in den Innenstädten sein. Es würde aber auch eine ganz andere Form des Lernens und der Schulentwicklung bedeuten.“
In den verschiedenen Vorträgen ging es um die Möglichkeiten von Architektur und Stadtplanung, neue Formen der Pädagogik zu ermöglichen, ohne jedoch die Nutzer*innen zu überfordern. Historische Bezüge gab es zur Laborschule Bielefeld, die gänzlich ohne Wände auskommt, allerdings als eine von sehr wenigen Schulen über viele Jahre hinweg. Wie gelingt es, Lernsituationen zu befördern? Und geht es wirklich ohne Klassenzimmer und was könnte an dessen Stelle treten? Julian Weyer zeigte am Beispiel dänischer Schulen, dass ein Weniger an Abschottung nicht ein Weniger an Sicherheit bedeuten muss. Andere Themen waren der „Spielweg zur Schule“ und der Umgang von Städten mit Schulbau. „Bei Masse X muss eine neue Schule her“ kann deren Haltung sein, ein anderer Ansatz wäre die Nutzung von Bildungsbauten zur Erschließung eines Stadtteils. Martin Habersaat: „Es war ein gelungener Tag für den Schulbau und es ist eine tolle Nachricht für mich, dass der Fachbereich Bauwesen dem Bildungsbau künftig einen Schwerpunkt widmen möchte.“