Stand der Energiewende in Deutschland
Studie: Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2022. Rückblick auf die wesentlichen Entwicklungen sowie Ausblick auf 2023
Von: Thorsten Lenck, Katharina Hartz, Agora Energiewende
Auftrag: eigene Initiative
Veröffentlichung: 4. Januar 2023
In zwei Sätzen: Die Rückkehr der Kohle ließ die Emissionen auf dem Stand von 2021 stagnieren, der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch stieg auf 46 Prozent. In der Mobilität und beim Heizen ist mit Blick auf die Klimaziele 2030 mehr Fortschritt nötig.
Meine Zusammenfassung:
Zu Jahresbeginn bilanziert Agora Energiewende die wichtigsten Entwicklungen zur Energiewende aus dem vergangenen Jahr. Die Überschrift für 2022 lautet: „Rückkehr der Kohle macht Energiespareffekte zunichte und gefährdet Klimaziele“. 2022 stiegen die Energiepreise wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Deutschland hatte auf günstiges Gas gesetzt, um den Übergang von Kohle und Öl auf erneuerbare Energien zu gestalten. Nun fehlte russisches Gas. Eine Gasmangellage wurde mithilfe von Kohle und Öl vermieden. Hinzu kamen der Ankauf von Flüssigerdgas und Einsparungen wegen hoher Preise und milder Witterung. Insgesamt lag die Emissionsminderung 2022 im Vergleich zum Referenzjahr 1990 bei knapp 39 Prozent und damit zum zweiten Mal hinter dem 2020 erreichten Klimaziel von 40 Prozent.
Die CO₂-Emissionen aus der Energiewirtschaft stiegen laut Agora-Abschätzung 2022 erstmals wieder an und betrugen zum Jahresende 255 Millionen Tonnen CO₂ (plus 8 Millionen Tonnen im Vergleich zu 2021). Haupttreiber war die höhere Verstromung von Kohle aufgrund stark gestiegener Erdgaspreise.Der Verkehrs- und der Gebäudebereich (CO₂-Ausstoß von 150 Millionen Tonnen bzw. 113 Millionen Tonnen) verpassten erneut ihre Klimaziele. Die Industrie verzeichnete infolge von Spar- und Effizienzmaßnahmen sowie Produktionseinbußen mit 173 Millionen Tonnen CO₂ einen leichten Emissionsrückgang. Es fehlen in diesen Bereichen bisher die strukturellen Maßnahmen, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen.
Dabei ist die Zustimmung zur Energiewende in der Bevölkerung deutlich gewachsen. Haushalte und Unternehmen wollen zu klimaneutralen Technologien wechseln. Der Agora-Auswertung zufolge produzierten Erneuerbare Energien im Jahr 2022 mit 248 Terawattstunden so viel Strom wie nie zuvor. Dabei blieb die Windkraft mit 126 Terawattstunden größter Stromlieferant unter den Erneuerbaren. Gleichzeitig stieg die Stromproduktion aus Solaranlagen mit 60 Terawattstunden um 23 Prozent gegenüber 2021. Allerdings lagen die guten Zahlen eher an günstigen Wetterbedingungen und weniger am -weiter notwendigen- Ausbau der erneuerbaren Energien. Zum Vergleich: Insgesamt erzeugten konventionelle Kraftwerke noch 302 Terawattstunden Strom. Davon trugen Braunkohlekraftwerke mit 109 Terawattstunden den größten Teil bei, Kernkraftwerke noch 33 Terawattstunden.
Mein Fazit:
2022 mussten die Klimaziele wegen kurzfristiger Maßnahmen zur Energiesicherung in den Hintergrund treten. 2022 aber trotzdem das Jahr werden, in dem die Energiewende den nötigen Schwung bekam. Dafür müssen Debatten rund um Fracking und Atomkraft unterbleiben und endlich der Ausbau der erneuerbaren Energien konsequent vorangetrieben werden. Und zwar so, dass alle Menschen mitgenommen werden und nicht nur die, die in Einfamilienhaus mit Wärmepumpe ausstatten können. Und so, dass die angebotenen Lösungen zum Problem passen.
Übrigens:
Die SPD-Landtagsfraktion hat einen Transformationsfonds vorgeschlagen, um die nötigen Veränderungen in Schleswig-Holstein anzupacken.
Links:
Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2022