Zur heutigen NDR-Berichterstattung über fehlende und zu kleine Klassenräume und bauliche Provisorien an den Schulen in Schleswig-Holstein sagt Martin Habersaat, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion:
Der Sanierungsstau bei den Schulen ist riesig, vielerorts fehlen Räume. Für ein 120-Millionen-Euro Programm des Landes („IMPULS 2030 II“) meldeten kommunalen Schulträger Vorhaben über ein Volumen von rd. 1,06 Mrd. Euro. Viele hatten aber auch auf eine Meldung verzichtet, da eine Überzeichnung des Programms absehbar war. Den kompletten Bedarf kennt die Landesregierung nicht und will ihn lieber auch nicht kennen. Entsprechend schleppend laufen auch die Vorbereitungen auf die Rückkehr der Gymnasien zum Abitur nach 13 Schuljahren. Daniel Günther kam G9 gerade recht, um damit eine Landtagswahl zu gewinnen (hinzu kamen ein Wahlkampf gegen die Windkraft und das Versprechen, die A20 würde 2022 fertig). Bei der verantwortungsvollen Umsetzung der Umstellung hält er sich aber -wieder einmal- heraus. Dabei müssten die Bauarbeiten an den Gymnasien längst laufen.
Der Bedarf wird umso größer, wenn wir mehr als dichte Dächer und sanierte Toiletten wollen. Der Wechsel von der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft bringt neue Herausforderungen für die Schulen mit sich. Schulen entwickeln sich zu Ganztagsschulen, die Inklusion bringt neue Verantwortung für alle Schülerinnen und Schüler mit sich, die Digitalisierung erweitert die Möglichkeiten. Auch das müsste sich in Schulbauprogrammen abbilden. Aber: Fehlanzeige. So ein Schulbauprogramm gibt es nicht. Welche Flächenvorgaben legt die Landesregierung bei ihren Überlegungen zugrunde, welche Größe sollten beispielsweise Klassen- oder Fachräume haben? Welche räumlichen Voraussetzungen hält die Landesregierung für einen zeitgemäßen Schulbetrieb für notwendig? Antworten: Fehlanzeige.
Jede zehnte Lehrkraft an den Schulen in Schleswig-Holstein ist keine ausgebildete Lehrkraft. Die Vorbereitung auf das Recht auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule laufen in einem Tempo, das einem mit Blick auf 2026 Angst und Bange werden lässt. Klassen-, Arbeits- und Differenzierungsräume fehlen an vielen Schulen. Wo sie vorhanden sind, sind sie oft zu klein. Wann endlich liefert die Bildungsministerin Lösungen, die so groß und so zahlreich sind wie die Probleme?