Notruf nach Kiel – Lehrkräfte fehlen

Martin Habersaat, MdL

Eltern von drei Stormarner Gemeinschaftsschulen haben sich mit Schreiben an die Bildungsministerin und den Bildungsausschuss des Landtags gewandt. An der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule in Ahrensburg, der Gemeinschaftsschule Reinbek und der Friedrich-Junge-Schule Großhansdorf fehlen Lehrkräfte. Fachunterricht findet nicht oder nicht bei Fachlehrkräften statt, Stunden fallen aus, Klassen müssen sich häufig auf wechselnde Lehrkräfte einstellen. Inzwischen sind zahlreiche Fächer betroffen. Die Bildungsministerin müsse endlich aufhören, die Lage schönzureden und die Realität im Land zur Ausgangslage ihrer Politik machen, sagt Martin Habersaat, Landtagsabgeordneter aus Reinbek und bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion.

„Nur 200 Stellen seien unbesetzt, verkündet Frau Prien mantrahaft. Wie wenig sich mit dieser Zahl anfangen lässt, zeigen auch  die Stormarner Gemeinschaftsschulen“, sagt Habersaat. Ein Lösungsansatz: Schulen sollten solche Stellen großzügiger neu besetzen dürfen, beispielsweise auch schon mit Blick auf kommende Schülerzahlen oder anstehende Pensionierungen. „Der akute Lehrkräftemangel sorgt dafür, dass wir mit Sicherheit alle Lehrkräfte im System langfristig brauchen. Bei den Gymnasien mit der Rückumstellung zu G9 gab es diese vorausschauende Ressource.“ Die Schulträger hätten ihre Hausaufgaben gemacht oder seien dabei: Die Schulen sind gut ausgestattet, die Schulträger kümmern sich. Die Reinbeker Gemeinschaftsschule verfügt seit letztem Jahr über eines der modernsten Schulgebäude Schleswig-Holsteins. Ahrensburg plant eine ähnliche Lösung für die Selma-Lagerlöf-Schule und auch die Großhansdorfer Eltern loben den großzügigen Schulverband.

Der Abgeordnete wirbt außerdem für einen anderen Umgang mit Vertretungslehrkräften: „Vertretungslehrkräfte füllen die Lücken im System und wir sind in der aktuellen Lage dringend auf sie angewiesen. Nach fünf Jahren werden sie allerdings vor die Tür gesetzt, damit sie sich nicht eine unbefristete Beschäftigung erklagen und werden -wie absurd ist das denn?- durch neue Vertretungslehrkräfte ersetzt, die ebenfalls keine abgeschlossene Berufsausbildung als Lehrkräfte haben und denen fünf Jahre Erfahrung fehlen.“ Hier könnten zwei Ansätze helfen: „Erstens ein höheres Maß an Entscheidungsfreiheit für Schulleitungen, welche Kräfte sie langfristig halten wollen. Und zweitens eine berufsbegleitende Weiterbildung. Man kann Menschen jenseits der 40 mit einer Familie nicht sagen, sie müssten Studium und Referendariat einfach nachholen und dann dürften sie bleiben. Ministerium, IQSH und Hochschulen müssen hier gemeinsam zu praktikablen Lösungen kommen. Bei Studierenden als Vertretungslehrkräften muss darauf geachtet werden, dass die Belange des Studiums im Mittelpunkt bleiben.“

 

Hintergrund:

Fertig ausgebildete Lehrkräfte fehlen an allen Ecken und Enden. Ein Blick in den Bericht zur Unterrichtssituation offenbart: 6,9 Prozent der Lehrkräfte an Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. An Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe sind es 8,5 Prozent, an Förderzentren 12,8 Prozent und an Grundschulen sogar 14,1 Prozent.

 

Material:

 

Bericht zur Unterrichtssituation

https://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl20/drucks/00300/drucksache-20-00325.pdf

 

Lehrkräftebedarfsprognose – Gemeinschaftsschulen in Not

https://www.martinhabersaat.de/2023/02/07/lehrkraeftebedarf-in-schleswig-holstein/

 

Benachteiligung der Gemeinschaftsschulen beim Informatikunterricht

https://www.martinhabersaat.de/2023/01/10/erprobung-von-informatik-als-pflichtfach/