Martin Habersaat im Gespräch mit Rainhard Zug:
Das Land steht vor einer Wärmewende, aber es ist noch nicht ausreichend darauf vorbereitet. Um große Herausforderungen in den kommenden Jahren ging es beim Gespräch des SPD-Landtagsabgeordneten Martin Habersaat mit dem Glinder Bürgermeister Rainhard Zug. Jedes Jahr im Sommer nutzt Habersaat die sitzungsfreie Zeit, um abseits von Tagesordnungen und vollen Terminkalendern über anstehende Herausforderungen und Ansätze zu deren Lösung zu sprechen. In Glinde ging es unter anderem um Klimaschutz, Wärmewende und aktuellen Themen in der Bildungspolitik. Das Thema „Heizen“ hatte im vergangenen Jahr rund 100 Glinderinnen und Glinder ins Bürgerhaus geführt, wo die Stadt regelmäßig Workshops rund um den Klimaschutz anbietet.
„Die Förderkulisse stimmt noch nicht“, fasst Zug die Lage zusammen. Nötig wären nach seiner Ansicht jetzt ein Ausbau und ein Zusammenschluss von Wärmenetzen, auch, um in großen Systemen Redundanzen zu haben. Nur dann könnten Ausfälle einzelner Energiequellen ausgeglichen werden. Vier Wärmenetze gibt es in Glinde schon, unter anderem am Schulzentrum und im Schlehenweg. Auch im Ortsmittenkonzept ist ein Wärmenetz vorgesehen. Der Bau weiterer Netze oder die Zusammenlegung von bestehenden ist aber baulich aufwendig und teuer. Ähnlich sieht Martin Habersaat das Problem: „Momentan werden vor allem Balkon-Solaranlagen und Wärmepumpen gefördert. Die Balkonanlagen diesen eher der Öffentlichkeitsarbeit als der Energiewende. Und je mehr Wärmepumpen es in einer Straße gibt, desto weniger wird sich ein Wärmenetz lohnen. Für Planung und Umsetzung der Wärmewende sind die Städte und Gemeinden die entscheidenden Akteure. Sie müssen durch das Land in die Lage versetzt werden, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Dazu sind die von der Landesregierung zugesagten zwei Milliarden Euro an Bürgschaften für den Ausbau von Wärmenetzen ein Anfang. Es braucht aber auch zusätzliches Eigenkapital.“
Bildungspolitische Entscheidungen in Bund und Land wirken sich immer konkret auf die Schulen vor Ort aus. Beispielsweise hat der Bund das Recht auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule ab 2026 beschlossen. Wie das genau an den beiden Glinder Grundschulen umgesetzt werden kann, hängt aber von den -noch fehlenden- Rahmenvorgaben des Landes ab. Vom Land kam der Beschluss, die Gymnasien wieder vom Abitur nach acht zum Abitur nach neun Jahren umzustellen. 2026 erwartet das Gymnasium Glinde wieder einen zusätzlichen Jahrgang, wenn Klasse 13 aufgewachsen ist. Unterstützung vom Land gab es für die Schulträger bisher nicht – anders als in anderen Bundesländern, die sich für eine Rückkehr zu „G9“ entschieden haben. Mehr Engagement des Landes wünscht Zug sich auch bei der Schulsozialarbeit. Und Land und Bund müssten sich zur Fortsetzung des Digitalpakts für die Schulen äußern. Zug: „Glinde hat aus dem Digitalpakt etwa eine Million Euro erhalten. Drei Millionen hat die Stadt selbst draufgepackt. Um unsere Schulen auf diesem technischen Stand zu halten, sind etwa 800.000 Euro im Jahr erforderlich. Dazu kommen vier neue Mitarbeiter, die die Stadt dafür eingestellt hat, die Technik an den sechs Schulen zu betreuen.“
Foto: Rainhard Zug und Martin Habersaat auf dem Glinder Marktplatz
Fotograf: Tobias Senff (Stadt Glinde), Rechte freigegeben