„Daniel Günther und die CDU schulden den Gymnasien im Kreis 8 Millionen Euro“

Martin Habersaat auf dem Kreisparteitag
Martin Habersaat auf dem Kreisparteitag

Martin Habersaat auf dem SPD-Kreisparteitag:

Martin Habersaat war als Stormarner Landtagsabgeordneter und bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion eingeladen, auf dem Kreisparteitag der SPD Stormarn in der Mensa des Emil-von-Behring-Gymnasiums in Großhansdorf zur aktuellen Lage der Bildungspolitik im Lande zu berichten. Das tat er, beginnend mit einem aktuellen Problem der Gymnasien. 2026 kehren diese in Schleswig-Holstein endgültig zu G9 zurück, müssen dann den momentan nicht mehr vorhandenen 13. Jahrgang wieder beschulen. „Daniel Günther und die CDU schulden den Stormarner Gymnasien fast acht Millionen Euro!“, fasste Habersaat zusammen. Und das begründete er mit einem Blick nach Nordrhein-Westfalen. Auch dort war von der Landesregierung die Rückkehr von G8 zu G9 beschlossen worden, dort allerdings begleitet mit einem Gutachten, welche Kosten das bei den Schulträgern auslösen würde. Für NRW waren das 518 Millionen Euro, die per gesetzlicher Regelung in zehn Tranchen an die Kommunen gezahlt werden. Schleswig-Holstein müsste entsprechend etwa 86 Millionen Euro zahlen, gleichmäßig auf die Gymnasien im Land verteilt wären das 868.000 Euro, für die neun Gymnasien in Stormarn 7,8 Millionen. „In Aussicht gestellt sind bislang gerade einmal fünf Millionen, und selbst die fließen noch nicht!“

Dieses Geld bräuchten die Schulträger aber dringend, auch weil sie an anderer Stelle viel in ihre Schulen investieren müssen: Ebenfalls 2026 tritt das Recht auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule in Kraft. Fünf Tage die Woche, acht Stunden am Tag, maximal vier Wochen Schließzeit im Jahr. „In was für Räumen? Mit welchem Personal? Und wie wird die Arbeit am Vormittag sinnvoll mit dem Nachmittag verknüpft?“ Auf keine einzige dieser Fragen gebe die Landesregierung derzeit eine Antwort, kritisierte Habersaat. Weitere Themen seiner Rede waren die Bildungskosten für Eltern, die von Jahr zu Jahr steigen, ohne dass die Landesregierung gegensteuert. „Zuletzt wurden Eltern sogar aufgefordert, für die Kosten der Klassenreisen von Lehrkräften aufzukommen – wie peinlich ist das denn?“, fragte Habersaat, bis zu seinem Einzug in den Landtag selbst Lehrer. 1400 Euro kostet es Eltern derzeit durchschnittlich im Jahr, ihr Kind in die Schule zu schicken. Hinzu kommen, je nach Medienkonzept der Schule, Kosten für digitale Endgeräte.

Für das größte Problem an den Schulen gebe es noch nicht ansatzweise Lösungen, die in ihrer Größe dazu passen. Vor den Sommerferien hatten die Elternvertretungen von drei Stormarner Gemeinschaftsschulen (Gemeinschaftsschule Reinbek, Selma-Lagerlöf-Schule Ahrensburg und Friedrich-Junge-Schule in Großhansdorf) SOS gefunkt und auf den Fachkräftemangel hingewiesen. Habersaat: „Fachkräftemangel gibt es derzeit überall. Und dennoch ist er an dieser Stelle teilweise hausgemacht. Frau Prien hat die Ausbildung von Gymnasial- und Gemeinschaftsschullehrkräften auseinander gerissen, sie tut nichts gegen den Umstand, dass Lehrkräfte in Hamburg für mehr Geld weniger unterrichten müssen und sie hat noch keine Idee, wie sie langfristig mit den vielen Vertretungslehrkräften im System umgeht.“ Laut dem letzten Bericht zur Unterrichtsversorgung ist derzeit jede zehnte Lehrkraft in Schleswig-Holstein keine ausgebildete Lehrkraft. Hamburg hat für solche Menschen einen Masterstudiengang an der Universität eingerichtet, um planbare Wege in den Beruf zu ebnen.

Hintergrund: 

Es war die Landespolitik, unter federführender Beteiligung der CDU, die die Schulzeit an den Gymnasien einst auf acht Jahre verkürzte. Ein paar Jahre später, wieder unter federführender Beteiligung der CDU, erfolgte das Kommando zurück und die Rückumstellung auf G9, also zum Abitur nach Klasse 13. 2026 wird es so weit sein, in dem Jahr wird der 13. Jahrgang aufgewachsen sein, in dem Jahr werden die Schulen wieder einen zusätzlichen Jahrgang beschulen. Das ist nicht mehr lange hin, langsam müssten Pläne für den Ausbau der Schulen bestehen und Baumaßnahmen beginnen. Erste Mittel sollten 2023 fließen. Nun soll aber im vierten Quartal 2023 überhaupt erst eine Richtlinie vorliegen, nach der die Schulträger Ausgleichsleistungen beantragen können. Vor 2024 wird absehbar kein Geld fließen.

Gymnasien in Stormarn:

Stormarnschule, Ahrensburg

Emil-von-Behring-Gymnasium, Großhansdorf

Theodor-Mommsen-Schule, Bad Oldesloe

Sachsenwaldschule, Reinbek

Kopernikus Gymnasium, Bargteheide

Eric-Kandel-Gymnasium, Ahrensburg

Gymnasium Glinde

Gymnasium Eckhorst, Bargteheide

Gymnasium Trittau