„Pädagogik ändert sich“ – das ist eine Beobachtung von Jürgen Böge, dem „dienstältesten“ der teilnehmenden Architekten. Es habe in der Vergangenheit auch schon den Wechsel von offenen Lernflächen zu Klassenräumen gegeben, deshalb sei eine „Flurschule“ aus seiner Sicht nicht generell zu verurteilen, es komme auf die Flure an. In der Schule erlebten junge Menschen wichtige Prägungen, deshalb sei die Bedeutung der Räume nicht zu unterschätzen. Es habe in den letzten Jahrzehnten nicht an Ideen und Konzepten für Lerninhalte, Pädagogik und ihre räumliche und architektonische Umsetzung gefehlt.
Was gefehlt habe, sei aber ein Feedback von den Schulen zu den Erfahrungen mit Raum und Architektur – eine Aufgabe auch für die Landespolitik. „So intensiv die Zusammenarbeit in der Planungsphase mit den Nutzern ist, so sehr mangelt es danach an einem sorgfältigen und nachvollziehbaren Monitoring der vielfältigen Versuche, um die guten Erfahrungen weiterzugeben und die Ursachen der fehlgeschlagenen Ansätze zu ergründen.“
Die Schule der Zukunft ist inspirierend, kommunikativ und ein „sanctuary“. Warum sind diese Eigenschaften so wichtig? Was braucht ein junger Mensch nach unserem humanistischen Verständnis, um sich in unserer Welt zurechtzufinden und ein glückliches Leben zu führen?
Inspirierend sollte eine Schule sein, weil sie dem jungen Schüler Motivation und Antrieb, einen eigenen Motor sozusagen, mitgeben sollte, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Wobei die Inspiration natürlich auch von anderen Menschen wie Lehrern oder Freunden kommt.
Kommunikativ sollte eine Schule sein, weil der Mensch ein soziales Wesen ist, Freunde und Partner braucht und Kommunikation die Grundlage ist für Teilhabe an unserer Gesellschaft. Die Architektur kann hier vielleicht ein bisschen helfen und die „Magie des Zufalls“ erzeugen oder zumindest befördern.
Sanctuary ist ein etwas komplexerer Begriff, der sich nicht so einfach ins Deutsche übersetzen lässt. Die Übersetzungen „Heiligtum“ oder „Zufluchtsort“ helfen nur wenig. Gemeint ist vielmehr, dass jeder Mensch einen Ort braucht, der ihm das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gibt, um sich ohne Ängste entwickeln zu können. Die Schule könnte dann ein besonderes „Zuhause“ sein.
Jürgen Böge
Architekt